■ Automanager: Helmut Werner verläßt Daimler Benz
: Der König geht

Manchmal werden Klischees einfach nur bestätigt. Als Mercedes-Chef Helmut Werner am Donnerstag endgültig das Handtuch warf, hatte man einmal wieder dieses Gefühl. Offen und polyglott zu sein, ist im deutschen Management offenbar nicht gefragt.

Werner, der die deutsche Nobelmarke in den vergangenen Jahren aus den Verlusten geführt hatte, mochte nicht als zweiter Mann hinter dem Daimler- Rambo Schrempp arbeiten. Der Mann, der bei Mercedes die Türen für neue Ideen aufgestoßen hatte, sah seine Freiheit und Erfolge in Gefahr. Als Schrempp dem guten König Werner das eigene Königreich nicht lassen wollte, beschloß der König zu gehen.

Erinnerungen an VW drängen sich auf. Dort hatte Anfang der neunziger Jahre Daniel Goudevert, einst erfolgreicher Chef der deutschen Ford, ein Gastspiel gegeben. Goudevert war Seiteneinsteiger wie Werner, er war offen für das Neue und mit dem Alten, der Unternehmenskultur des VW-Konzerns, nicht vertraut. Genauso ging es Werner bei Daimler Benz. Goudevert mußte schnell Ferdinand Piäch weichen, dem Porsche-Erben, dem Chef der VW-Tochter Audi, dem Mann mit Benzin im Blut. Goudevert ging, und López kam, das benzinsparende, kleine Swatch- Auto wurde bei VW abgewickelt, der Öko-Golf fristet seither ein Kümmerdasein. In die riesige Audi A8 Alu-Limousine versenken die Manager von VW hingegen weiter Unmengen Geld.

Helmut Werner war zwar erfolgreicher als Goudevert, aber letztlich mußte auch er Jürgen Schrempp weichen, der beim Konzern von der Pike auf gelernt hatte. Werner holte das Swatch-Auto als Smart-Car zu Mercedes. Was daraus wird, muß man abwarten.

Man muß die deutsche Autoindustrie nicht mögen, um sich zu fragen, ob diese Entwicklungen, ob der Rückzug ins Schneckenhaus der Branche der Zukunftsfähigkeit gut tut. Wenn die Provinz über den Weltbürger, die Alteingesessenen über den Neuen und die harten Knochen mit dem kurzfristigen Kalkül über die Strategen obsiegen, ist die Zukunft der deutschen Autoindustrie in Gefahr.

Das ahnt irgendwie sogar Jürgen Schrempp. Man mag ihm abnehmen, daß er Helmut Werner gern halten wollte. Jetzt aber wird es darauf ankommen, daß Alleinherrscher Schrempp jemand anderen findet, der aus Ideen Wirklichkeit werden läßt. Daran hängt die Zukunft von Daimler Benz. Hermann-Josef Tenhagen