Ost-Lebensmittel für den Ost-Supermarkt

■ Tengelmann nimmt 293 Produkte aus Ostdeutschland dort ins Regal. Im Westen hingegen gibt es nichts Neues. Ob sich die Marken dort verkaufen, weiß niemand

Dresden (taz) – Tengelmann will Ost-Kunden wieder den Ost- Geschmack geben. Bei einem Einkaufstreff mit 400 Herstellern aus den neuen Bundesländern hat die Unternehmensgruppe (Tengelmann, Kaiser's, Plus) 293 Produkte neu in ihr Sortiment aufgenommen. Mit 305 klein- und mittelständischen Unternehmen wurden neben Neulistungen auch Verkaufsaktionen und Testlistungen vereinbart. Spreewaldgurken aus Lübbenau, Rostocker Doppelkümmel und Löbauer Pfefferfleisch stehen auf dem Einkaufszettel von Tengelmann ebenso wie Meißener Müller Thurgau, Harzer Sauermilchkäse, Dresdner Tafelsenf und Thüringer Kartoffelpuffer.

Damit sollen zunächst „Kaiser's“ und andere Tengelmannfilialen in den neuen Ländern selbst mit einheimischen Produkten bestückt werden. Den Anteil bundesweiter Listungen wollte Kaiser's- Vorstand Hans-Hugo Lavallee zum Abschluß des dreitägigen Einkaufstreffs noch nicht benennen: Man werde versuchen, die fest gelisteten Nahrungsmittel auch in den alten Bundesländern zu plazieren. „Dann wird sich entscheiden, was drinbleiben kann.“ Bislang hat Tengelmann nach eigenen Angaben rund 1.500 Ost-Produkte im Sortiment. Für 3,5 Milliarden Mark kaufe Tengelmman jährlich in Ostdeutschland ein.

Sachsen-Anhalt, das mit einer vorweihnachtlichen Ostpäckchenaktion seine Markenwaren bei den Brüdern und Schwestern im Westen bekannt gemacht hat, sieht gute Chancen: „Der Trend geht dahin, daß alte deutsche Marken aus den neuen Ländern wieder für den gesamtdeutschen Markt interessant werden“, glaubt die dortige Landwirtschaftsministerin Heidrun Heidecke von Bündnis 90/Die Grünen. „Wir haben gesunde Nahrungsmittel vorzuweisen“, warb sie für die „Wachstumsbranche Nummer 1“. Ihr Land bestehe „nicht nur aus Wolfen und Bitterfeld“. Nur ein Prozent Zuwachs sachsen- anhaltinischer Produkte am westdeutschen Markt würde 7.000 Arbeitsplätze sichern.

Mit 18.500 Beschäftigten in den neuen Bundesländern nimmt Tengelmann dort rund ein Viertel seines Umsatzes ein. Das Unternehmen will sein Filialnetz im Osten ausbauen, sich dabei aber auf die Übernahme von gestrandeten Geschäften konzentrieren. Die Verkaufsfläche auf der grünen Wiese sollte laut Unternehmensleitung nicht erweitert, sondern eher reduziert werden. Detlef Krell