Vom Warten gezeichnet

■ Heimlich erschaut: „Menschen in der U-Bahn“, eine Ausstellung mit Radierungen von Monika Hähningen

Am Anfang war die Langeweile. „Ich wollte die Zeit in der U-Bahn sinnvoll nutzen.“ Monika Hähningen fing an, ihre mitreisende Umwelt zu zeichnen. Die 33jährige hat „immer schon viel gezeichnet“, bannte wartenderweise sogar ihre Schuhe auf Papier. Dann skizzierte sie Kurzreisende in Hamburgs U-Bahnen.

„Ein bis zwei Stationen brauche ich schon“, erklärt die Spontankünstlerin. Diese drei, vier Minuten reichen ihr aus, um die wichtigsten Umrisse einzufangen. Die Skizzen verarbeitet sie weiter zu Kaltnadelradierungen (Foto). Zwanzig davon sind nun im Kundenzentrum der Hamburger Hochbahn zu sehen. Besucher der Ausstellung, die sich auf der Grafik wiedererkennen (und an die sich die Künstlerin noch erinnern kann), erhalten „ihr“ Blatt geschenkt. Die meisten hätten allerdings gar nicht gemerkt, daß sie gerade porträtiert wurden, um später in Zink geritzt zu werden. Die Ahnungslosen geben sich auf den Bildern verträumt, nachdenklich, erschöpft. Sie lesen oder lachen gerade, viele dösen, hängen Gedanken nach. Ein voyeuristisches Wechselspiel aus heimlich erschauter Intimität und pietätvoller Distanz.

Was anfangs noch zaghaft anmutet, wird nach und nach zu einem eigenen Stil ausgebaut. Und schließlich beginnt sie, mit verschiedenen Techniken zu experimentieren, sie ritzt, schneidet und kratzt mit unterschiedlichstem Werkzeug und beginnt, das Medium weitaus intensiver auszuschöpfen. Klaus Rathje

Eröffnung heute, 19 Uhr, HHA, Steinstr. 27