Press-Schlag
: Susana, wo bist du?

■ Ist Fußballer Ronaldos Geliebte die Nationalspielerin „Ronaldinha“?

Haben sich die exakt 241.061 Fans geirrt? So viele sahen laut FIFA die Fußballspiele der brasilianischen Frauen bei Olympia gegen Norwegen, Deutschland, Japan, China und um Bronze erneut gegen Norwegen. Haben sie alle nichts gesehen? Und die Journalisten? Haben sie alle geschlafen, oder waren sie einfach nur zu blöd?

Jedenfalls haben sie alle Ronaldos Freundin nicht entdeckt. Obwohl sie dagewesen sein soll – eine Frau namens Susana Werner (19) mit einer langen blonden Mähne. Dies behaupten nun schon seit kurz vor Weihnachten beharrlich die verschiedensten Medien in Brasilien, Spanien und Deutschland bis hin zu den fachlich-kritisch Aktuellen aus Nürnberg.

Alle glauben, „Sexy Susana“, die „Miß World des Frauenfußballs“ (Bild) habe bei Olympia im brasilianischen Team gespielt. Aber niemand hat sie dort gesehen, kein Spielbogen ihren Namen vermerkt.

Was nicht paßt, macht man passend! Welche Kreativität hinter dieser glühenden Love- Story steht! Man ernenne eine blonde Brasilianerin (ihr Opa soll in Norddeutschland gelebt haben) zur Nationalspielerin und tituliere sie „Ronaldinha“. Der weibliche Star von der Copacabana liebt Ronaldo, den Star des FC Barcelona. Die 19jährige und das kaum ältere, glatzköpfige und als schüchtern beschriebene Babyface mit den Millionenfüßen: Das ist ein Stoff, aus dem Bänkelsänger gerne schöpfen.

Die Ungereimtheiten werden immer größer, je mehr Köche im Brei rühren. Es sei die Idee der Barca-Bosse, übermittelt ein spanischer Korrespondent, Ronaldo zu binden, indem man ihm die Freundin nach Barcelona holt.

Eine Frage: Spielt Susana eigentlich gut genug? Das „explosive Konzept, Fußball zu spielen“, ähnele dem Ronaldos, heißt es im brasilianischen Magazin Globo. Immerhin gibt der Autor aber zu, die Stürmerin von Fluminense nie selbst beim Toreschießen gesehen zu haben.

Susana Werner soll eine außergewöhnliche Frau sein, auch außerhalb des Feldes, ein richtiger Star sozusagen. Und auch bekannt als Schauspielerin und Model. Woraus natürlich schnell Aktfotos werden können, mit denen sie „vor allem“ für Aufsehen sorge.

Wie, bitte, kommt sie damit ins Nationalteam? Ist sie überhaupt Ronaldos Freundin?

Globo , die Mutter aller Geschichten, hat darüber nichts vermeldet. Wohl aber: „Am besten versteht sie sich mit Gaucho“, einem Spieler von Fluminense. Also nicht Ronaldo?

Gesehen hat sie übrigens in Spanien noch niemand, schreibt der kicker. Und das, obwohl ihr die laut Agentur mit 30.000 Mark pro Jahr bezifferte Gage beim FC Barcelona anderswo schon zum Monatsgehalt erhöht wurde. Was im übrigen dreimal mehr wäre, als bislang in Ausnahmefällen die besten Fußballerinnen verdienen können. Noch komplexer wird der Fall, da es nach einer anderen Quelle gar kein Frauenteam bei Barca gibt.

Ausriß aus „Sport-Bild“

Dazu ist zu fragen: Wie konnte dieses nicht existierende Team im letzten August in Hannover vor Augenzeugen ein Turnier bestreiten?

Warum wird all das verbreitet, ohne mit der jungen Frau überhaupt zu sprechen? Ist es die Freiheit der Gedanken im Winterloch? Fürchtet man das Ende der schönen Geschichte? Steckt vielleicht gar Susanas Model-Agentur dahinter, um das neue Gesicht auf den europäischen Markt zu bringen? Susana, wo bist Du? Es gibt so vieles zu besprechen. Dies ist ein Hilferuf! Rainer Hennies