„Laß uns nach Brasilien gehen!“

■ Hark Bohm über seinen neuen Film „Für immer und immer“

Daß Hark Bohm gerne mal auf die Tränendrüse drückt, zeigte sich erst vor kurzem in seinem Brief an die Stadt, in dem er klagte, daß es mühselig sei, ständig um Gelder für seinen Filmstudiengang zu werben. Ob sein neuer Film Für immer und immer, der ab heute im Zeise und Passage läuft, trockener daherkommt, darüber stritt sich schon während des Hamburger Filmfests die Rezensentenwelt. Bohm ist nicht nur für Regie und Drehbuch verantwortlich, sondern ließ sich zudem eine kleine Nebenrolle als biederer Beamter zukommen. Sein Film erzählt die Geschichte von Maria (gespielt von Bohms Tochter Lili), die in einer Pflegefamilie lebt. Konfliktreich wird es, als nach fünf Jahren ihre leibliche Mutter auftaucht und sie zu sich holen will. Neben dem emotionalen Dilemmata gerät Maria als Fall auch in juristische Grauzone.

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taz: Sie haben mit ihrer Adoptivtochter gedreht. Wie hat sie die Handlung des Films aufgefaßt?

Hark Bohm: Lili war während der Dreharbeiten sechs Jahre alt. Die Geschichte wurde eigentlich in ständiger Rücksprache mit ihr entwickelt. Ich habe sie beispielsweise gefragt: „Was würdest du machen, wenn deine Geburtsmutter vor der Tür stünde und sagen würde: 'Laß' uns nach Brasilien fahren!' Und da hat sie gesagt: „Oh, toll. Mitgehen!“ Und Mama? „Die kommt mit!“

Bei einer Pflegschaft behält die leibliche Mutter das Elternrecht, nicht bei einer Adoption. Was ist daran für Sie so brisant?

Im Laufe der Recherche konnten wir keinen Fall finden, in dem Kinder aus Pflegefamilien, die an ihre leiblichen Eltern zurückgegeben werden mußten, eine normale Entwicklung nahmen.

Je weiter sich nun der Machtkampf zwischen Geburts- und Pflegemutter zuspitzt, desto stärker kommt der Wahnsinn der biologischen Mutter Melanie zum Vorschein. Wie realistisch ist diese Figur?

Melanie hat ein reales Vorbild. Wir haben uns ausfürlich mit einer Psychiaterin beraten. Aber wann und warum so ein Charakter, der über lange Zeit seine Psyche sogar vor sich selbst verbirgt, durchdreht und das Böse tut, können auch die Ärzte nicht vorhersagen und erklären.

Sie selbst spielen in „Für immer und immer“ eine Nebenrolle, wie in unzähligen Filmen davor...

Ich glaube, wenn man so ein Gesicht hat wie ich, da ist man sehr nebenrollengeeignet, weil diese große rote Nase mit den vielen Falten drumherum einen hohen Wiedererkennungseffekt hat.

Fragen: Klaus Rathje