Alpenmachos ab in die Küche...

■ ...eure Frauen wollen bei den Philharmonikern die erste Geige spielen!

Österreichs Frauen treiben es wirklich zu bunt. Seit einiger Zeit haben sie es sich in den Kopf gesetzt, eine der letzten echten Männerbastionen zu Fall zu bringen: die Wiener Philharmoniker. „In Österreich will man alles kaputt machen, was außerordentlich ist“, klagte Orchestervorstand Werner Resel über den Vorstoß der Spielverderberinnen. Konzerte, Reisen, Schallplattenaufnahmen, Unterricht – dieses Streßprogramm sei Frauen gar nicht zuzumuten. Man stelle sich vor: schwanger auf Tournee! Doch nachdem Staatsoperndirektor Ioan Holender angekündigt hat, er werde seinen Orchestergraben für Musikerinnen öffnen, müssen auch die Philharmoniker darüber nachdenken, wie sie den Mutterschaftsurlaub in ihr Dienstrecht aufnehmen. Zumal sie nun auch Druck von US-Feministinnen erhalten: Diese wollen die Philharmoniker, so sie länger weiblos bleiben, bei ihrem Auftritt in New York boykottieren.

Fehlt nur noch, daß sich auch bei den Wiener Sängerknaben die Mädchen einschleichen oder demnächst bei der Spanischen Hofreitschule Bereiterinnen auf die Lipizzaner losgelassen werden. Zuletzt werden sich dann wohl walkürenhafte Emanzen unter die schwergewichtigen Freistilringer auf dem Wiener Heumarkt mischen: barbusig – ein gräßlicher Gedanke!

Wenn Frauen auf Konzerttournee gehen und die erste Geige spielen wollen, dann müssen deren Männer eben den Haushalt erledigen, fordern die Frauen. Ein Ansinnen, zu dem die Alpen- und Donaumachos eh bald zwangsverpflichtet werden, wenn es nach Noch-Frauenministerin Helga Konrad (SPÖ) geht. Sie hat parallel zum Frauenvolksbegehren einen Gesetzesvorschlag vorbereitet, der die Ehemänner zur Erledigung von 50 Prozent der Hausarbeit verpflichtet. Verweigerung oder notorische Nichterfüllung sollen als Scheidungsgrund gelten. Es sei „nicht nur private Angelegenheit, wie die Partner miteinander umgehen“, argumentierte die Ministerin, die mit diesem Projekt aus dem Schatten ihrer streitbaren Vorgängerin Johanna Dohnal treten will. Die Parteigenossen der regierenden SPÖ, die zähneknirschend ihre Unterstützung ankündigen mußten, konnten sich darauf verlassen, daß der kleine Koalitionspartner ÖVP sich querlegen würde. Zwar ist Rosemarie Bauer, die Frauensprecherin der Konservativen, für die gesetzliche Verankerung von mehr Gerechtigkeit im Haushalt zu haben, doch ihre Männer machen da nicht mit. Sie wissen sich unterstützt von den Freiheitlichen Jörg Haiders, die die Gelegenheit ergriffen, um einmal mehr die Abschaffung des Frauenministeriums zu fordern. Die Freude macht der neue Bundeskanzler Viktor Klima ihnen zwar nicht, doch nutzt er die bevorstehende Kabinettsumbildung, um die unbequeme Kollegin Helga Konrad durch die oberösterreichische Landesrätin Barbara Prammer zu ersetzen.

Auch die Presse reagierte heftig. Während das bunte Billigblatt Täglich Alles sich aufgeklärt gab und zwei Beamte porträtierte, die ihren Gesponsinnen beim Putzen und Pudern von Babypopos aushelfen, geriet der konservative Kurier in Panik angesichts der Drohung, „daß die häusliche Zwangsarbeit für Männer endlich Gesetz wird“. Und die Kronenzeitung, die mit ihrer Millionenauflage mehr als jedes andere Medium das „gesunde Volksempfinden“ prägt, schimpfte: „So tut denn auch die Frau Konrad, als ob sich in den Ehen schon alles zum Besseren wenden würde, wenn nur die Männer, diese unbelehrbaren Machos und patriarchalischen Falotten (Halunken), auf dem Dekretweg zum Geschirrabwaschen, Staubsaugen und Kinderwickeln verpflichtet werden können.“

Dennoch kann an der Gleichstellungsdebatte niemand mehr vorbei. In einem Fernsehspot verkündet ein treuherzig blickender Proletarier, seine Frau hätte ihm sehr geholfen, die Hausarbeit mitzutragen. „Ganze Männer machen halbe-halbe“, heißt denn auch der Slogan, der den Kastrationsängsten der Chauvis begegnen soll. Daß das Gesetz wirklich beschlossen wird, werden die Parlamentarier aber sicherlich parteiübergreifend zu verhindern wissen. Da kommt schon eher ein Mädchen zu den Wiener Sängerknaben. Ralf Leonhard