„Millionen Afrikaner werden hier einfallen“

■ Der spanische Fußballgewerkschafter Movilla über seine Aktion „Ausländer raus“

Madrid (taz) – Für Gerardo Movilla, den Vorsitzenden des spanischen Spielerverbands AFE, ist der Fall klar: „Eine drastische Senkung der Ausländer“ in der Liga muß her. Movilla (44), einst Profi beim FC Teneriffa, amtiert seit sieben Jahren und ist ganz Gewerkschafter. Als handle es sich um Fließbandarbeiter, setzt er sich für die Rechte seiner Mitglieder ein. Den Arbeitgebern – gemeint sind die Klubpräsidenten – müsse untersagt werden, einheimische Arbeiter, das sind die spanischen Fußballer, mittels Importen aus Billiglohnländern, Spieler aus Osteuropa und Afrika, abzubauen.

Die Zahlen: In Spanien spielen 200 Nicht-EU-Ausländer in der von der Presse als „Liga der Superstars“ und „beste Liga der Welt“ gefeierten ersten sowie der zweiten Division. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 16. Aus der EU stammen 226, in Deutschland sind es 93. Sechs Nicht-EU-Ausländer darf seit diesem Jahr jeder Klub unter Vertrag nehmen, vier auf einmal dürfen spielen. Gewerkschafter Movilla will nächstes Jahr nur noch drei auf dem Rasen sehen, 1999 zwei, und zur Jahrtausendwende einen – im Notfall mittels eines Streiks.

taz: Der Fußball hat Grenzen?

Gerardo Movilla: Klar, das ist eine Realität. In Europa haben wir zwei verschiedene Niveaus. Innerhalb der EU haben alle Spieler die gleichen Rechte, und somit Wettbewerbsgleichheit. Das geht auf das Bosman-Urteil zurück, das wir sehr begrüßen. Deshalb reden wir nicht von Ausländern im allgemeinen, sondern von Nicht-EU-Ausländern. Denn hier besteht keine Gleichheit zwischen den einheimischen Spielern und ihren ausländischen Kollegen, bedingt durch ein sehr starkes soziales und wirtschaftliches Gefälle. Wenn wir hier keinen Riegel vorschieben, wird uns der Import von Spielern schwere Nachteile bringen.

Was ist mit dem schönen Motto: „Sport verbindet die Völker?“

Der Sport dient selbstverständlich der Völkerverständigung, aber er muß auch dazu beitragen, daß die Situation der Spieler Stück für Stück angeglichen wird, daß also alle die gleichen Rechte und Einkünfte haben. Davon sind wir weit entfernt. Der Import von billigen Arbeitskräften aus den unterentwickelten Ländern bedroht unsere Rechte.

Wieso billige Arbeitskräfte? Der Brasilianer Ronaldo kostete den FC Barcelona ein Vermögen.

Spieler wie Ronaldo werden nie Probleme haben. Wir reden nicht von ausländischen Stars, die die Qualität des Spektakels Fußball heben, sondern von den Fällen, in denen nicht das außerordentliche Talent der Grund für den Vertrag ist, sondern der günstige Preis. Es gibt hier genug einheimische Arbeitskräfte für die Liga, warum werden nicht die unter Vertrag genommen? Sie kennen die Fußballplätze, die Sprache, sie spielen gut.

Sie könnten mit Ihrer Kampagne harten Hooligans und Rassisten zuarbeiten.

Nein, damit das nicht passiert, wägen wir genau ab, was wir sagen. Aber eines ist ganz klar: Wenn wir in Europa die Grenzen aufmachen, werden Millionen von afrikanischen Arbeitern hier einfallen, und das würde den Arbeitsmarkt negativ beeinflussen und uns alle schädigen. Anstatt die Grenzen zu öffnen, müssen wir dafür sorgen, daß die armen Länder auf den gleichen Stand kommen wie wir. Interview: Reiner Wandler