■ Kabarett
: Zum Schlappschnarchen

Conférencier Dr. Bertie kommt auf die Bühne, das Hemd spannt, seine Beinkleider sind zu kurz, seine Strümpfe orange. Er will dem Publikum sagen: Das ist jetzt zum Lachen. Für die, die es immer noch nicht begriffen haben, sagt er gerne noch mal dazu: „Die HH-Revue“ – gesprochen: „Haha“ – ist ganz, ganz lustig. Und gleichzeitig Motto des Kabarett-Programms für Nachwuchskünstler der „SchlapplacHHalde“.

Drum erzählt er auch gleich eine lustige Geschichte vom Urlaub in Finnland. „Das war langweilig“, berichtet er. Haha, wie witzig. Er setzt sich ans Piano. Der „Chansonnier“ Thorsten Saleina kommt und singt: „Siehst du mich nicht winken, ich bin am ertrinken, SOS.“ Er ist tatsächlich komisch, aber Dr. Bertie will ganz sicher gehen und fragt: Ist er nicht komisch?

Jetzt kommt die „Entdeckung“ Käthe Lachmann auf die Bühne. Der Zuschauer ahnt es bereits: Ihr Name will dem Publikum auf die Sprünge helfen. Sie spielt die wahnsinnig gelangweilte Moderatorin, die einen Bungee-Springer (Sebastian Hemingwy Schnoy) interviewt. Wie witzig! Wie originell! Haha!

Doch die HH-Revue steigert sich sogar noch. Das „neue Talent“ Helge Fichtner nimmt die Politiker gnadenlos aufs Korn: „Bei Scharping ist der Bart.“ Haha! Selten so gelacht.

Doch Witzischkeit kennt keine Grenzen. Nun brechen die „Truden im Zwielicht“ über uns herein. Heimatlose Musiker (Ingo Quentin, Hauke Herffs) haben in der Kabarettgruppe eine Zuhause gefunden, und sogar zwei an sich begabte KabarettistInnen sind dabei. Sybille Hein und Jörg Kleemann sagen, was an Beziehungskisten gar nicht schön ist. Es wird viel geweint. Haha. Auch wird ein Tampon ins Weinglas getaucht und abgelutscht. Warum, weiß keiner. Haha.

Dafür quälte sich das Programm über zwei Stunden dahin. Auch wenn die einzelnen Show-Elemente ganz manchmal nicht völlig ununterhaltsam waren: Zu sagen hatte eigentlich keiner etwas. Wenn sie weiter fleißig üben, kann manch einer bestimmt Komiker werden. Zum richtigen Kabarett – von der politischen Satire ganz zu schweigen – wird es nicht reichen.

Silke Mertins

HH-Revue, nur noch heute, SchlapplacHHalde, Rentzelstr.17, 20.30 Uhr, 25 Mark