Kommentar: Teuergespart
■ Gesundheitspolitik ist niveaulos
So heftig die Maßnahmen zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen kritisiert werden – im Grundsatz sind sie richtig. Man muß nur den Vergleich zu anderen Staaten suchen, dann wird sonnenklar, wie teuer die Deutschen ihre Gesundheit bezahlen. Der erhebliche Reformbedarf ist unbestritten. Aber was sich Kassenärzte und Kassen in Sachen Psychotherapie ausgedacht haben, das ist das Gegenteil einer intelligenten Reform. Der Befund: schlampig, ideen- und niveaulos, und dazu mit der Gefahr, daß die angestrebte Kostendämpfung am Ende eine Kostensteigerung bedeutet.
Kassen und KAV tun so, als ob das seelische Elend per Verordnung wegzukriegen wäre. Wenn es denn stimmt, daß es auch bei den bislang von den Kassen bezahlten Therapien einen „Graubereich“ gibt, dann müssen sich die Verantwortlichen eben die Mühe machen, genau hinzugucken und fragwürdige Praktiken nachzuweisen. Da reicht es nicht, mal eben einen Beschluß zu fassen, der eine ganze Berufsgruppe versenkt und am Ende PatientInnen im Regen stehen läßt. Die werden in Zukunft zum Verzweifeln lange auf Therapien warten müssen. Und wenn gar nichts mehr geht, dann geht immer noch die Psychiatrie. Als hätten wir noch nie gehört, um wieviel teurer die stationäre Behandlung verglichen mit der ambulanten ist. Und so stehen die Kassen wieder da, wo sie angefangen haben: vor einem erheblichen Reformbedarf. Jochen Grabler
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