■ Querspalte
: Kindersex und Busenpflege

Ist es Ihnen aufgefallen? Auch die Ministerin war etwas blaß und faltig geworden diesen Winter. Etatkürzungen, Steuerreform, es mag Claudia Nolte fahl gemacht haben, jene junge Kohl-Ministerin, über deren Rüschen wir ehedem soviel erfuhren, über deren Busen aber, der darunterliegt, und das kleine Herz, das darin schlägt, wir so wenig wissen. Es mag ein gequältes Herz sein und es mag (es hat uns wirklich nicht gedrängt, uns damit zu befassen) ein liebebedürftiger Busen sein. Fest steht, daß die Ministerin am Freitag früh zum Magazin der Süddeutschen Zeitung griff und dort fassungslos sah, wie die SZ bildhaft fahle Körper wieder fit machen wollte. Keinen Blick hatte die Ministerin für die Zeilen über sanfte Dekolleté-Massage, über Busen und Liebe, sie sah nur das eine: Kindersex. Die „kleine Nicole“, sah sie, die „kleine Kim“. Obwohl das Jürgen-Teller-Foto des SZ-Magazins nur ein nacktes Mädchen (wir schätzen es auf 18) in der Badewanne zeigt, so, wie so ein Mädchen in der Wanne eben aussieht, blaß und naß und nah. Nacktes Mädchen ohne Schminke, dachte die Ministerin, du hilfloses, armes Sexmonsterobjekt, besann sich dann, daß sie Ministerin ist und, unter dem Hoheitszeichen der Republik, Chefredakteure maßregeln darf. Frau Nolte schrieb „entsetzliche Entgleisung“, sah „Sexualmorde“ in der Wanne und die geistigen Mörder der „kleinen Kim“ dingfest gemacht. „Es wird der Eindruck erweckt“, analysierte sie, „als würde unsere Gesellschaft sexuellen Mißbrauch von Kindern tolerieren.“ Warum nur bedurfte es SZ, damit wir erfahren, wie im Ministerkopf Bild und Welt verkehrt werden. Wo aber war Frau Nolte, als Opel mit hübsch drapierten, nackten Babys um Autokäufer warb? Als die Deutsche Bank mit Bildern von Kleinen das Anlagegeschäft ankurbelte?

Besonders betrüblich ist, daß Frau Nolte vor lauter Kindersex keine Chance mehr hat, sich für das vom SZ-Magazin empfohlene Seesand-Peeling („Hilfe bei grauem müden Teint)“ zu interessieren. So wird sie auch in diesem Sommer Kohls blasseste Ministerin bleiben. Lutz Meier