Gesund durchs Jahr, etc.
: Exotik der Embleme

■ Outspan-Orangen kommen aus Spanien: Wie man sich mit dem Sammeln von Obstmarken im Winter fit halten kann

Es gibt je nach Saison Schlagwörter auf dem Gesundheitsmarkt: Sonnenschutzfaktoren, Vitaminmangel, Erkältungsprophylaxen. Für die Kälteperioden des Jahres wird uns Normalbürgern dringend empfohlen, unseren mangelhaften Vitaminhaushalt entweder durch entsprechende Dragees und Drinks oder mit einem Obstvorrat zu ergänzen. Allerdings findet der im hektischen Alltagsbetrieb engagierte Mensch nur selten Zeit zu einem Markthallenbummel – und überhaupt: Wer denkt im grauen Winter schon an frisches Obst?

In meinem Fall mußte ich mir eine abwegige Selbstüberlistung überlegen, um mich zu gesteigertem Obstkonsum zu motivieren. Ich vertraute auf den Effekt des Rabattmarkenheftes, wo man für Einkaufstreue belohnt wird; ich benutzte meinen ausgeprägten Sammeltrieb und begann, Obstmarken in ein kleines Album zu kleben. Auf diese Weise konnte ich die Abneigung vor all diesen strahlenden Obst- und Gemüseläden überwinden, und meine Markensammlung gedieh prächtig.

Es ist wie in der Philatelie: Man erliegt der Faszination von farbigen Miniaturen, die bajella aus Nicaragua, die tropical eden mit dem Paradiesvogel aus Ecuador, die Haspengoud aus Südafrika, die outspan-Varianten kommen selbstverständlich aus Spanien, die metallischen Türkmenoglu-Marken, Jaffa-Sweeties aus Israel und natürlich die 4051er Americas Best; man verfällt der Exotik dieser kleinen Embleme.

Der Markenzwang ist inzwischen zur Leidenschaft geworden, wie sich das verselbständigt: daß die Früchte immer öfter in den Regalen liegen bleiben, während mein Handrücken beim Einkaufen von bunten Warenzeichen bedeckt ist. Und noch dieses Jahr werde ich mein Sammelgebiet auf Geschäfte im Ausland ausdehnen. D. Holland-Moritz