Selbst ist die Frau besser

■ Nicht alle Frauen mögen nervtötendes Reparieren. Aber sind keine Männer im Spiel, verstehen auch sie es, filigran mit Hammer und Bohrmaschine zu hantieren

Wer läßt sich heute schon noch die Wände von einem Maler anstreichen oder kauft fertig aufgebaute Schrankwände? Der Erwerb von neuen Möbeln sieht in der Regel anders aus: Man geht in ein Geschäft, sieht sich etwa Schränke an, wählt aus, bezahlt – und bekommt ein handliches Paket in die Hand gedrückt: Das neue Stück, zerlegt in tausend Einzelteile.

Zu Hause beginnt dann das Steckspiel. Meist sind die Bedienungsanleitungen völlig unverständlich. Zeit zum Haare raufen – und um Hilfe rufen. Frau hätte längst aufgegeben, nicht so der Mann fürs Praktische. Für ihn ist der Billigschrank eine echte Herausforderung. Mit Feuer in den Augen wird der Akkubohrer gezückt und die aus der Form geratene Leiste passend gesägt – und fertig ist das Erfolgserlebnis.

Der Unterschied? Vielen Männern macht es anscheinend Spaß, beim Basteln zu improvisieren. Was nicht heißen soll, daß Frauen keinen Spaß am Werkeln haben. Aber dem nervtötenden Reparieren geht frau lieber aus dem Weg.

So lebt frau monatelang mit einer heruntergekrachten Jalousie oder stützt das schiefe Regal mit Backsteinen ab. Kommt ein handwerklich geschickter Mann des Weges, ändert das alles. „Soll ich mal ...?“ fragt der freundliche Freund und freut sich, endlich einmal wieder zu zeigen, was in ihm steckt. Frau ist natürlich ebenso erfreut über das feurige Engagement: Wieder mal einen Dummen gefunden, dem so was Spaß macht.

Leider ist solches Glück selten, und deshalb kommt der Tag an dem kein Weg mehr an der Eigeninitiative vorbeiführt. Schlechtgelaunt leiht sich frau eine Bohrmaschine bei den Nachbarn und steigt auf die Leiter. Bald ist der Schaden behoben und die Wohnung noch einmal vor dem Verfall gerettet.

Warum macht Frauen keine Freude, was für viele Männer offensichtlich eine Herausforderung ist? „Meine Brüder haben, als wir klein waren, alle ein Taschenmesser gekriegt, nur ich nicht“, beschwert sich Renate Bund. Das ist zwar schon über 30 Jahre her, aber der Grundstein für unterschiedliche Interessen war in ihren Augen damit gelegt – Jungs basteln eben Klingeln und bauen Bomben aus Unkraut-Ex, Mädchen müssen dagegen mit Puppen spielen. „Mir fehlt einfach oft das richtige Werkzeug“, klagt auch Kollegin Verena. „Männer kaufen sich viel eher mal was Vernünftiges, ich bin da zu geizig.“ Wer sich vom Bohrer bis zur Schleifmaschine ausrüstet, ist schnell einen Tausender los.

Spaß am Werkeln? Den finden Frauen trotzdem. Wenn es darum geht, die neue Wohnung zu renovieren oder ein Büro zu gestalten, sind auch Frauen Feuer und Flamme. Denn das ist Arbeit, die sich nicht penetrant aufdrängt und die kreatives Potential verlangt. „Wenn ich mir vorher überlege, so soll es hinterher aussehen, und dann fang' ich an, das ist doch was“, erzählt Evi Turner. Sie hat handwerklich eine Menge drauf, nachdem sie ihr Haus selber renoviert hat. Sogar die Fliesen fürs Badezimmer hat sie eigenhändig entworfen und gebrannt. „Ich bin halt handwerklich begabt“, sagt die Graphikerin. Viele Handwerkstechniken hat sie ausprobiert und dadurch Erfahrungen gesammelt. „Learning by doing“ – das Ergebnis zeugt dann meist von der eigenen Leistungsfähigkeit.

Läßt sich allerdings ein Mann auf der Baustelle blicken, bleiben Spannungen mitunter nicht aus. „Was macht ihr denn da...???“ Ein entsetzter Blick auf die Frauenarbeit, und schon ist alles klar: Er weiß es besser. „Oh Gott! Mit dem Pinsel darf man doch nicht in diese Farbe.“ Das einzige was da hilft, ist ein kurzer, knapper Rausschmiß. Denn Frauen unter sich leisten Erstaunliches, ein Haar in der Suppe aber verdirbt den Appetit. Christine Berger

Handwerkskurse für Frauen bieten folgende Adressen an:

Schokowerkstatt, Mariannenstr. 6, 10997 Berlin, Tel.: 6152440

VHS Wilmersdorf, Kontakt: Tel. 8641237-1

KFZ-Reparatur: Auto Feminista e. V., Prinzenallee 68, 13359 Berlin, Tel.: 4942597