„Einfache, ausreichende Spiele“

■ Das japanische Nagano, Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1998, meidet ein Jahr vor Beginn den Superlativ

Tokio/Nagano (dpa) – Ein Jahr vor Eröffnung der XVIII. Olympischen Winterspiele am 7. Februar 1998 hat das 200 km südwestlich von Tokio gelegene Nagano Abstand genommen vom ursprünglichen Anspruch, ein „Modell“ für Winterspiele zu schaffen. Statt dessen propagiert Makoto Kobayashi, der Generaldirektor des Organisationskomitees NAOC, „einfache, ausreichende Spiele“.

Am Freitag wird das IOC in einer Feierstunde in Lausanne alle seine 198 Mitglieder-NOKs offiziell zu den Winterspielen einladen. Nagano rechnet mit über 3.000 Athleten und Offiziellen aus mehr als 60 Ländern. Das IOC hat die Wettbewerbe um sieben auf 68 ausgeweitet. Curling feiert seine olympische Premiere. Dazu haben die Olympier vier Medaillendisziplinen in der Modesportart Snowboard sowie Eishockey für Frauen in das Programm aufgenommen.

Naganos Bescheidenheit hat nicht nur mit dem 1994 von Lillehammer gesetzten Maßstab zu tun. Sie ist auch das Resultat der vielfältigen Probleme in der 360.000-Einwohner-Stadt: Zuwenig Quartiere, schwierigste Verkehrsverhältnisse in Nagano City selbst und bei der Anfahrt zu den bis zu 60 km entfernten vier Wettkampforten, Sprachbarrieren und instabile Witterungsbedingungen als Bedrohung für das Wettkampfprogramm und Finanznot. Es gebe da einige Dinge, „die uns unerwartet mit höheren Kosten konfrontieren“, meint Kobayashi.

Wegen der finanziellen Zwänge hatte das NAOC sogar sein Bewerbungsversprechen gebrochen, allen Olympiateilnehmern die Anreise zu bezahlen. Nagano übernimmt diese Kosten nun lediglich anteilig. 31 Prozent des NAOC-Finanzplans werden durch Dollar- Einkünfte aus Fernsehverträgen gedeckt, und 28 Prozent kommen von Sponsoren, die ebenfalls überwiegend in Dollar abrechnen. Das IOC-Mitglied Thomas Bach schätzt die Finanzierung als „solide“ ein.

Alle Wettkampfstätten sind schon so gut wie fertig. „Aus den Fehlern von Atlanta lernen“, lautet die Devise. Mangelnde Erprobung war ein wesentlicher Grund für die Misere beim Transport von Menschen und Informationen bei den jüngsten Sommerspielen. Welch schwere Aufgabe Nagano bevorsteht, zeigt auch die maximale Zuschauerzahl von 1,28 Millionen. So viele Karten mit Preisen zwischen 27 und 472 Mark werden gedruckt.