■ Bei den Wahlen in Pakistan hat auch das Militär gewonnen
: Demokratie auf tönernen Füßen

In Pakistan wurde ein neues Parlament gewählt. Es war der vierte Urnengang seit 1988. Der Gewinner ist Nawas Sharif, Chef der Muslim-Liga, die Verliererin Benazir Bhutto, die Vorsitzende der Pakistanischen Volkspartei. Lange war ungewiß, ob die beiden Hauptakteure überhaupt zur Wahl zugelassen würden. Die von Staatspräsident Faruk Leghari eingesetzte Interimsregierung stand unter dem Motto „accountability“. Pakistan sollte von der grassierenden Korruption gereinigt, die verantwortlichen Politiker zur Rechenschaft gezogen werden. Danach hätten weder die bisherige Regierungschefin noch der Ex- Premierminister Nawas Sharif bei der Wahl antreten dürfen. Auch Nawas Sharif ist schon einmal wegen Korruption und Mißwirtschaft vorzeitig aus dem Amt entlassen worden. Er hatte seine privaten Unternehmungen von pakistanischen Banken finanzieren lassen.

Doch Selbstreinigung ist keine pakistanische Stärke. Die politische Kaste aus Militärs, Landlords und Bürokraten steckt bis zum Hals im Sumpf der Vetternwirtschaft. Die Staatskasse zu plündern gilt am Indus als eine Art Kavaliersdelikt. Nur wenn es ein Politiker zu arg treibt, wird er für eine Weile aus dem Verkehr gezogen. Nicht die Korruption, sondern die Verwicklung in die Ermordung ihres Bruders wurde Benazir Bhutto im vergangenen Herbst zum Verhängnis. Indes haben die Pakistanis vom habgierigen Establishment allmählich die Nase voll. Nur 30 Prozent der Wähler gaben diesmal ihre Stimme ab. Auch ein Held ohne Furcht und Tadel, der die Arena der pakistanischen Politik erst kürzlich betreten hat, vermochte das Volk nicht mit neuer Hoffnung zu beseelen: Imran Khan, der ehemalige Kricketstar Pakistans, der mit dem Schlachtruf „Islamische Gerechtigkeit“ durch das Indus-Tal gezogen war, um das Volk vom „Joch der braunen Sahibs“ zu befreien, konnte mit seiner Partei „Bewegung für Gerechtigkeit“ keinen einzigen Parlamentssitz gewinnen. Die jungen Leute verehren ihn als Ex-Kapitän der pakistanischen Nationalmannschaft. Aber seinem unausgegorenen politischen Programm traut man die Rettung Pakistans nicht zu.

Der heimliche Gewinner der pakistanischen Wahlen ist indes das Militär. Künftig haben die Generäle im Rat für nationale Verteidigung und Sicherheit das letzte Wort. Die ohnehin marode Demokratie in Pakistan steht auch künftig auf tönernen Füßen. Ahmad Taheri

Der Autor lebt als freier Publizist in Frankfurt/Main