Versifftes aus der Schraubenabteilung

■ Andrea Badeys „Mein Prinz muß anders kommen“ im Schmidt-Theater

Sie hatte ein gnädig gestimmtes Publikum, das sich von einem Lacher zum nächsten leiten ließ und alle Applausgelegenheiten wahrnahm. Daß sich im halbleeren Saal des Schmidt-Theaters etliche Kalauer verloren und ein ratloses Grinsen hinterließen, konnte die „Vorstadt-Knef“ (Eigenwerbung) trotzdem nicht verhindern. Dazu sind die Witze in Andrea Badeys zweiter Soloproduktion „Mein Prinz muß anders kommen“ einfach zu unwitzig.

Als sie zum Auftakt das böse Schneewittchen gab, das sich mit den sieben Zwergen über den Abwasch streitet, boten noch ihr Kölscher Dialekt und ein paar gelungene Grimassen den rettenden Lachanlaß, wirklich komisch waren sie jedoch nicht. Im Zuschauerraum schien sich aber ein Badey-Fan-Club etabliert zu haben, dessen Gelächter Hoffnung auf Besserung machte. Also hieß es abwarten. Vielleicht würde ja noch etwas anders kommen.

Leider kam nichts anderes mehr. Spätestens als Andrea Bardey begann, haufenweise öde Klischees von versifften Landfreaks und faulen Studentinnen mit lila Unterwäsche aus der Klamottenkiste zu holen, stellte sich die Frage: worüber haben die Leute jetzt eigentlich gelacht? Über Wulfi, der vor dem Ficken erstmal diskutieren will? Das war schon vor dreißig Jahren nicht lustig. Und was Stottererwitze oder zwölf übereinander gestapelte „Fitnamesen“ in einer Besenkammer angeht – brauchen die noch einen Kommentar? Wohl kaum.

Hauptsächlich versuchte sich die „Ruhrpott-Piaf“ an Vulgärem, und das ging meistens in den Intim-, nie aber in den Witzbereich. Die Kabarettistin sprüht sich Deo zwischen die Beine und sagt: „Ich pfleg mich, man weiß nie, wo der Russe landet“. Solche Peinlichkeiten gab es reichlich, und zu oft holte die Badey einen gemeinen Worthammer heraus, um die Nöte einer alternden Frau auf Männerfang zu schildern. Da war dieser Rocksänger, der bloß mit ihr reden wollte, der war „schlimmer als schwul, der war nur mit sich selbst beschäftigt“ – mehr davon? Vielleicht noch den von Otto aus der Schraubenabteilung von Karstadt, der vor dem Orgasmus einen Asthmaanfall bekommt? Schon gut. Die Zuschauer lachten ja auch nur über die Faxen.

Der Fairneß halber sei gesagt, daß Andrea Badey eine angenehme Stimme hat. Zu jedem der unsäglichen Sketche gab es ein Lied, das oftmals ernstgemeint war, manchmal traurig und zynisch, nie aber so platt wie der Rest der Vorstellung. Auch beherrscht die gelernte Schauspielerin Badey ihr Handwerk. Fände sie eine Autorin, die mit ihr das Witzemachen übte und ihr erzählte, daß obszöne Komik nicht schon dann entsteht, wenn sie das Publikum auffordert, laut „Ficken“ zu rufen, könnte sie sicher ein prima Programm bieten. Das Thema – die Schwierigkeiten einer Frau mit den Männern – ist zeitlos lachkompatibel, und es sind ja auch schon lustige Witze über das Ficken gemacht worden. Bei Andrea Badey suchten auch die gutmütigsten Zuschauer solche Scherze vergebens.

Barbora Paluskova

Noch heute, 20 Uhr, Schmidt-Theater