„Wir sind stolz auf unsere Großväter“

Die neofaschistische NPD will in München gegen die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ protestieren, und die Stadt hat ihr das genehmigt. Drei Gegendemos sind geplant  ■ Aus München Felix Berth

Am 1. März will die NPD in der bayerischen Landeshauptstadt „nationalen Widerstand“ demonstrieren. Ihr Protestzug gegen die Ausstellung über Kriegsverbrechen der Wehrmacht wurde von der Stadt München genehmigt. „Wir haben bisher keine Erkenntnisse, die ein Verbot rechtfertigen“, erklärt Karl Thiem, Sprecher des Kreisverwaltungsreferats. Die Veranstalter hätten zugesagt, auf das Zeigen der Reichskriegsflagge zu verzichten.

Die nationalistische Kundgebung richtet sich gegen die Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung und steht unter dem Motto „Unsere Großväter waren keine Verbrecher – und wir sind stolz auf sie“. Ursprünglich sollte die Demonstration, die vom NPD-Funktionär Per Lennart Aae angemeldet wurde, am Geschwister-Scholl-Platz stattfinden. Weil die Ordnungsbehörde aber Verkehrsbehinderungen erwartete, mußten die Organisatoren ihre Pläne ändern. Nun werden die erwarteten 1.000 bis 1.500 Demonstranten zum Marienplatz marschieren. Eine „Zwischenkundgebung“ ist an der Feldherrnhalle geplant – vor 1945 einer der bevorzugten rechten Kundgebungsorte.

Drei Gegendemonstrationen sind bereits angekündigt. So bereitet der Münchner DGB mit Unterstützung von Hildegard Hamm- Brücher und Georg Kronawitter eine eigene Kundgebung vor. Auch die Münchner Bündnisgrünen planen eine Gegendemo. Und schließlich wollen Münchner Jusos den Aufmarsch der rechten Szene demonstrativ verhindern. Unter dem Motto: „Zeigen wir ihnen, daß wir mehr sind“, rufen sie zur Kundgebung auf – und zwar am gleichen Ort, an dem sich die rechte Szene versammelt.

Vorbild dieses Protestes ist die gelungene Aktion gegen eine Schönhuber-Rede vor einigen Jahren in der Münchner Olympiahalle. Während drinnen knapp tausend Republikaner ihrem Chef zuhörten, umringten mehrere tausend Schönhuber-Gegner die Halle. Die Genehmigung einer solchen Aktion hält der Münchner Juso Alper Sirin für verzichtbar: „Es gibt ja bereits eine genehmigte Kundgebung am gleichen Ort.“

Doch das Kreisverwaltungsreferat hält diesen Aufruf, den drei Juso-Kreisverbände und der AStA unterzeichnet haben, für problematisch: „Zwei gegenläufige Veranstaltungen am gleichen Ort sind vom Versammlungsrecht nicht gedeckt“, so Karl Thiem. Deshalb, prophezeit er, würden die Veranstalter „wohl Ärger mit der Polizei bekommen“. Daß damit eine rechte Demo erlaubt und eine Kundgebung der Nazi-Gegner untersagt wird, findet Thiem in Ordnung: „Die können sich ja an jedem anderen Ort austoben.“