„Kalter Krieg“ um Bremerhaven

■ Vor 50 Jahren verlor Hannover die Schlacht

Der „kalte Krieg“ um die Vormachtstellung der nebeneinanderliegenden Städte Bremerhaven und Wesermünde währte 100 Jahre. Nach dem Zweiten Weltkrieg beendeten die Amerikaner das angespannte Verhältnis. Ihre Proklamation im Januar 1947 war die Geburtsstunde des Landes Bremen. Das „selbständige Land mit eigener Verantwortung“ wurde gebildet aus der Stadt Bremen, dem Landgebiet Bremen und dem Stadtkreis Wesermünde.

Der offizielle Festakt zur Eingliederung Wesermündes fand am 7. Februar 1947 unter Beteiligung der amerikanischen Militärregierung, des Bremer Bürgermeisters Wilhelm Kaisen und des Oberbürgermeisters von Wesermünde, Gerhard van Heukelum, statt. 50 Jahre danach ist an diesem Freitag (7.) in Bremerhaven ein Festakt der Bremischen Bürgerschaft und der Stadtverordnetenversammlung von Bremerhaven geplant.

Der Kampf um Schiffe, Ladung und Einfluß an der Wesermündung begann mit der Gründung Geestemündes anno 1847. Direkt neben der von Bremen 20 Jahre zuvor gegründeten Stadt Bremerhaven entstand die hannoversche Konkurrenz. Als klugen Schachzug der später herrschenden Preußen wurde 1924 die Vereinigung von Lehe und Geestemünde zur Stadt Wesermünde gewertet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Bremerhaven als Mittelstück einer preußischen Großstadt Wesermünde eingemeindet und verlor seinen Namen. Bremerhaven hieß fortan nur noch der weiter zu Bremen gehörende Hafenbezirk.

Am 7. Februar 1947 beschloß die Stadtvertretung einstimmig, der Stadt Wesermünde den auch wegen der vielen Auswanderer „weltbekannten“ Namen Bremerhaven zu geben. In einer Festschrift heißt es: „Damit war dem Gegeneinanderplanen an der Wesermündung ein Ende bereitet – nach genau 100jährigem Bestehen der Gründung Geestemündes vom damaligen Königreich Hannover war der Konkurrenzkampf beendet, der sozusagen als kalter Krieg amtlich begonnen wurde.“

Die Eigenständigkeit verdankt der Zwei-Städte-Staat den Amerikanern. Diese hatten sich gleich nach der Eroberung Norddeutschlands durch die Briten Bremen und Bremerhaven als amerikanische Enklave gesichert, um einen freien Zugang zum Hafen für den Nachschub zu haben. Die Überseehäfen an der Wesermündung waren im Gegensatz zu den Wohngegenden nicht zerstört. Ein „strengster Befehl des alliierten Oberkommandos“ besagte, daß nicht eine Bombe auf den Hafen abgeworfen werden durfte. So wurden bereits im Sommer 1945 über eine Million Tonnen Fracht angelandet. Die Amerikaner schafften damit zeitweise bis zu 3.000 Arbeitsplätze im Hafen.

Noch im Sommer 1946 plädierte die Wesermünder Stadtvertretung für die Schaffung eines Landes Niedersachsen, zu dem auch Bremen gehören sollte. Erst nach einer Vereinbarung zwischen den britischen und amerikanischen Besatzungsmächten schied Wesermünde zum 31. Dezember 1946 aus dem neugebildeten Land Niedersachsen aus. Der Weg zu der Konstruktion des Zwei-Städte-Staates war damit frei. Vera Jansen, dpa