■ Querspalte
: Guido W. for President

Seit je und vergeblich grübelt die Menschheit über ewigen Rätseln: Warum können Frauen nur immer paarweise aufs Klo? Warum ist die Banane krumm? Und: Wozu gibt es eigentlich die FDP?

Eine behelfsmäßige Erklärung geht da hin, daß drei Punkte sich etwas sinnlos vorkamen in der weiten, weiten Welt, bis sie die Freie Demokratische Partei entdeckten und sich mit ihr zur Weltformel vereinigten: F-Punkt, D-Punkt, P-Punkt. Das war zwar noch immer nichts, sah aber irgendwie nach mehr aus. Punkt.

Näher an die Lösung des Welträtsels führt möglicherweise ein Interview, das Guido Westerwelle dem Jugendmagazin jetzt der Süddeutschen gewährte. Westerwelle schwadroniert da über „Leistungsbereitschaft“, „liberale Identität“ und wie wichtig es sei, ein Programm anzubieten, „das interessant ist“. Es ist das übliche Kinkel-Gerhardt-Lambsdorff-Quargelmargel, wie es jede Zeitung gern druckt, weil es diesen authentischen Kukident- Charme hat und niemandem weh tut. Aber dann, aber dann:

Westerwelle klappt doch tatsächlich unter diesem rückstandsfreien Staub sein Herz auf und entbirgt sich als – Hippie. Yeah! Vor 20 Jahren, sagt Westerwelle, hatte sogar Westerwelle lange Haare. Tatsache! „Ich hatte einen grünen Parka, habe meine Zigaretten selbst gedreht.“ Whow! Wie alle Hippies hörte Westerwelle schlechte Musik, Cat Stevens und David Bowie und so Zeug, und er war ein Re.Vo.Lu.tionär, nämlich: „Unangepaßt. Individualistisch. Aufsässig.“ Da sind sie wieder, die drei Punkte und das liberale Profil der F.D.P.: Unangepaßt wie Hans- Dietrich Genscher. Individualistisch wie Wolfgang Kubicki. Aufsässig wie Hefeteig.

Während andere im selbstgedrehten Parka vor Brok- und Wackersdorf froren, war Westerwelle schon mit 15 leistungsbereit wie die F.D.P.: Nichts zu sagen, aber das mit dem Lineal sauber in drei Punkte gegliedert. Nicht Antje Vollmer, sondern der Hippie Guido Westerwelle muß der nächste Bundespräsident werden. Willi Winkler