Ein Dach für die Skater

■ In letzter Sekunde wurde eine AG-Weser-Halle für die Skater-Kids gerettet

Ein Bild wie nach einem Bombenangriff: Mittelgebirge von Schutt, grotesk verformte Stahlträger ragen gen Himmel, durch zerborstene Fensterscheiben pfeift der Wind, eine Backsteinwand fällt krachend in sich zusammen. Wenn sich die Staubwolke verzogen hat, gibt sie den Blick auf eine gigantische Halle frei. So sieht es aus auf dem AG-Weser-Gelände, wo die letzten Reste der Großwerft 14 Jahre nach deren Pleite abgerissen und demontiert werden, um Platz für den Space-Park zu schaffen. Ein Schiffbauplatz wird geschreddert, eingeschmolzen, auf den Schutt geworfen, bis auf den großen Bockran, der demnächst demontiert und nach Frankreich verschifft wird – und bis auf eine rund 500 Quadratmeter große Halle, der Anbau einer alten monströsen Schiffbaukathedrale. Die wird nämlich seit gestern Träger für Träger auseinandergeschraubt. Im Sommer soll sie nahe dem Weser Stadion wieder aufgebaut werden, als Herzstück des „Sportgartens, der in der Pauliner Marsch entstehen soll. Auf daß die Bremer Skater im Trockenen üben können. „Wir sind heilfroh, daß wir die Halle noch haben retten können“, sagt Uli Barde vom „Sportgarten“-Projekt. „Das war ein Herzschlagfinale.“ Tatsächlich hätte die Halle nach den Plänen des Abrißunternmehmens Schier schon am 27. Januar auseinandergeschraubt werden sollen. Aber da hatten die InitiatorInnen die Rechnung ohne die Schrauber gemacht. Die hatten nämlich von der Vulkan-Beschäftigungsgesellschaft Mypegasus kommen sollen. Kamen sie aber nicht. Nachdem die Mypegasus-Manager noch vollmundig zugesagt hatten, daß sie genügend Spezialisten zusammenbekommen würden, waren sie am Tag der Wahrheit eher kleinlaut. Ganze zwei Ex-Vulkanesen hatten sich zum Arbeitseinsatz gemeldet. Die anderen zogen es vor, ihr Arbeitslosengeld zu Hause zu verzehren. So hatten die „Sportgarten“-Kids Glück im Unglück, daß am Stichtag wider Erwarten die Abrißgenehmigung für den Hallenkomplex noch nicht vorlag.

Uli Barde und Viertel-Ortsamtsleiter Robert Bücking suchten fortan verzweifelt nach Demontage-Fachkräften, die zudem bezahlbar sind. Doch weder die Jugendwerkstätten noch die Bremer Arbeitslosen-Selbsthilfe (BRAS) hatten die nötigen Maschinen und das nötige Know-how. Bis schließlich der Abrißunternehmer Schier persönlich, ein vierschrötiger Mann, den Sportgärtnern aus der Patsche half. Zwei Tage, dann sei alles erledigt, sagte er zu. Und: „Ich mache Euch einen guten Preis.“ Wie hoch der sein wird, „das weiß ich auch nicht so genau“, erzählt Uli Barde. „Wir haben auch nichts Schriftliches. Das ging alles per Handschlag.“

So standen gestern ein großer Bagger und ein Hubwagen in der Halle. In schwindelnder Höhe mühten sich zwei Mann mit den Schrauben und dem Rost von zwanzig Jahren, bis schließlich dicke Stahlträger am Baggerarm zu Boden schaukelten. Froh beäugt von Sportgarten-Jugendlichen, die mit ihren Skateboards einen Ausflug aufs alte Werftgelände gemacht hatten. Und kritisch beäugt von zwei Fachleuten. Ekkehard Sielmann von der BreHoch und Sportgärtner Carsten ( „Schreib Carsten, das reicht.“) achteten mit Argusaugen darauf, daß die Träger so gekennzeichnet werden, daß sie im Sommer auch wieder zusammengesetzt werden können. Das soll die BRAS besorgen, auf deren Gelände in Horn die Träger auch gelagert werden. Den Transport übernimmt die BSAG.

Und weil die „Sportgarten“-Initiative immer noch Geld, Unterstützung und SpenderInnen braucht – Kontakt: U. Barde, J.G.