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: Zwei Produktionen von Armin Petras gastieren im Weiten Theater

Kreisbewegungen, vorzugsweise an der Peripherie: 1964 in Meschede geboren, zog Armin Petras als Fünfjähriger in die DDR, studierte später Regie an der Ernst-Busch-Schule, inszenierte 1987 Müllers „Wolokolamsker Chaussee“ in Nordhausen und siedelte wieder in den Westen über. Als er nach der Wende erneut zurückkam, etablierte er sich mit seiner Medea Company in Berlin-Hellersdorf, im Weiten Theater. Petras inszenierte auch in Frankfurt (Oder), Chemnitz und im Berliner Ensemble, wurde dann aber letztes Jahr, Schauspielleiter in Nordhausen, im Südharz.

Dort rasierte er sich die langen blonden Haare ab, gilt seither als „Nachwuchsregisseur“, vergaß aber alte Freunde nicht. Gerade arbeitet er wieder in Chemnitz – am 21. Februar hat „Life according to Agfa“ Premiere, nach dem Film von Assi Dayan –, und ab heute gastieren zwei Nordhausener Inszenierungen auf der winzigen Bühne des Weiten Theaters: Shaffers „Equus“, ein Stück über einen Jungen, der Pferden die Augen aussticht, und „AngstTraumSchrei – drei Stücke zur Stunde X.“

Auch ästhetisch ist Petras ein Mann der Ränder, des Übergangs. Er liebt Mikrophone auf der Bühne, theaterfremde Texte, Filmeinblendungen und Improvisationen, sucht die distanziert vorzeigende Darstellung, um das Geschehen dennoch aufzulösen in ein Durcheinander und Miteinander. „Equus“, eine Arbeit mit Jugendlichen, habe ich noch nicht gesehen. Für „AngstTraumSchrei“ jedoch nur bis Hellersdorf fahren zu müssen, ist eine echte Gelegenheit.

Ein Dreierpack aus Texten von Alfred Andersch, Fritz Kater und Sarah Kane. Texte zu gescheiterten Hoffnungen, Gewalt und Krieg, vorgebracht zwischen formschönem Holzmobiliar, Backsteinen und einem Aquarium.

Fünf Darsteller, die in ihren jeweiligen Rollen völlig isoliert sind. Nebenher aber nehmen sie ständig Kontakt zueinander auf, beruhigen sich mit Gesten, treiben sich an, geben Stichworte, sprechen helfend die Regieanweisungen. Wie präzise und ganz unangestrengt sich das vollzieht, wie selbstverständlich die Fetzen gewaltvoller Texte durch den liebevollen Umgang der Schauspieler untereinander gekontert werden, ist ein souveränes, avanciertes und unterhaltsames Spiel mit einer doppelten Haltung: postideologische Funktionalität mit menschlichem Antlitz. Petra Kohse

„Equus“. Heute: 19 Uhr, 11.2.: 11.30 und 19 Uhr, 12.2.: 10.30 Uhr. „AngstTraumSchrei“. 12.2.: 19.30 Uhr, Weites Theater, Schkeuditzer Straße 3, Hellersdorf, U-Bahn-Station Louis-Lewin-Straße