Herlitz-Fusion verboten

Papierkonzern darf Firma Landré nicht übernehmen. Herlitz: Nicht national, sondern international denken. Verbot noch nicht rechtskräftig  ■ Von Hannes Koch

Große Fische fressen die kleinen, lautet ein ungeschriebenes Gesetz des Kapitalismus. Damit am Schluß nicht nur Riesen übrigbleiben, gibt es das Kartellamt. Dieses will dem Papierkonzern Herlitz AG jetzt das Futter entziehen. Das Berliner Familienunternehmen dürfe sich nicht mit der niedersächsischen Schreibwarenfirma Landré aus Gronau/Leine zusammenschließen, schreibt das Kartellamt in seiner gestern veröffentlichten Entscheidung.

Die Behörde begründet ihren Beschluß damit, daß die beiden Firmen zusammen in manchen Bereichen über einen Marktanteil von rund 50 Prozent verfügten. Bei Schulheften, Zeichenblocks, Ringbucheinlagen und anderen Produkten hätten sie „eine marktbeherrschende Stellung“ erworben. Die Entscheidung fußt auf dem Kartellgesetz, das den Wettbewerb zwischen möglichst vielen Anbietern gewährleisten soll. Damit soll verhindert werden, daß große Firmen den KonsumentInnen Wucherpreise abverlangen oder die kleinere Konkurrenz mit Dumpingangeboten aushungern.

Die Entscheidung des Kartellamtes ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Herlitz kann beim Kammergericht Beschwerde einlegen und will das nach den Worten seines Sprechers Immo von Fallois auch tun. Ob die beiden Papierfirmen tatsächlich wieder entflochten werden, steht deshalb noch in den Sternen.

Der Rechtsstreit wird sich darum drehen, den Markt zu definieren, auf dem die Hersteller angeblich eine beherrschende Position innehaben. Die Behörde betrachtet nur die Bundesrepublik, denn nur hier gilt das Kartellgesetz. Herlitz dagegen verweist auf den europäischen Markt, auf dem man keineswegs ein so wichtiges Unternehmen sei. „Heute national zu denken, ist engstirnig“, sagt Firmensprecher von Fallois. Mit dem europäischen Markt argumentiere mittlerweile jedes Unternehmen, das ein anderes kaufen wollen, hält Kartellamtssprecherin Elke Zeise dagegen.

Die Schreibwarenfirma hatte die niedersächsische Konkurrenz bereits 1993 durch einen Treuhänder unter ihre Kontrolle gebracht. Zunächst war das Geschäft dem Kartellamt verborgen geblieben. Mit dem Fusionsverbot sind der Expansionsstrategie des Schreibwaren-Giganten Herlitz erst einmal Grenzen gesetzt. Seit 1990 hat die Firma immerhin zehn fremde Unternehmen ganz oder teilweise gekauft.

Mit seinem Umsatz von rund 72 Millionen Mark (1996) ist Landré im Vergleich zu Herlitz (Umsatz: 1,75 Milliarden) ein eher kleiner Betrieb. Für den Konzern war es jedoch wichtig, die Vertriebswege der Niedersachsen für die eigenen Produkte zu öffnen. Landré beliefert den Fachhandel, während Herlitz die eigene Verkaufskette McPaper betreibt.