■ Vorlauf
: Geglättetes Original

„Ein Mord für Quandt“, mittwochs, 21 Uhr, Sat.1

Seinem faltenlosen Gesicht mangelt es zunächst an jeder Ähnlichkeit mit dem Original. Doch die Ermittlungsmethoden des jungen Kommissars Quandt (Martin Armknecht) haben wir längst bei Inspektor Columbo lieben gelernt. Auch Quandt ist manchmal schusselig, hat „eine Frage noch“ und macht dem Täter doppeldeutige Komplimente: „Herr Professor, wenn Sie etwas erklären, das klingt immer so plausibel. Toll, wirklich.“

Um harmlos zu erscheinen, tut Columbo gerne so, als würden ihm die smarten Kombinationen von seiner Frau oder seinem Boß aufgedrängt. „Mein Chef meint“, beginnt auch Quandt unschuldig, wenn es gilt, eine entlarvende Schlußfolgerung zu plazieren. Dieser Chef wird in der neuen 13teiligen Sat.1-Krimireihe allerdings unsichtbar bleiben. In Los Angeles wird der Kontakt mit dem gemeinen Volk beim Plausch an der Chili-Bar gepflegt, in Berlin wertet Quandt seine dienstlichen Ausflüge ins Milieu der Reichen und Wichtigen mit Tankwart Paule aus. Gefährt und Kleidung müssen auch beim charmanten Thirtysomething charakteristisch sein, zum Verhör fährt man mit Designer- Vespa, in Anzug, Dufflecoat und mit kariertem Wollschal vor.

Das vom „Profi-Team um Karl- Heinz Willschrei“ (Presse-Info) ersonnene Strickmuster der Serie gleicht ebenfalls dem US-amerikanischen Vorbild. „Der schon mit allen kriminalistischen Wassern gewaschene“ Fahnder kennt den Mörder sehr schnell, nur rekonstruieren und beweisen muß er den Tathergang noch. Im Pilotfilm wurde dem Jungermittler dabei beschämend wenig abverlangt. Für das erfolgreiche Cross-Killing, A tötet für B und B für A, ist B (Professor) zu kopflastig und A (Modeschöpfer) zu kopflos. Deshalb mangelt es uns an Gelegenheit, den Scharfsinn des Kommissars zu bewundern. „Ein Mord für Quandt“ ist eben leider weniger interpretiertes denn geglättetes Original. Weil Haupt- und Nebenrollen mit guten bis sehr guten Handwerkern besetzt sind, ist das gar nicht so schlimm. Hat schließlich nicht auch Peter Falk irgendwann angefangen, sich selbst zu kopieren? Claudia Thomsen