Ein Schwein sinkt

■ „Der Tag, an dem das...“ im Forum

Man geht ins Kino, um zu gucken, wie es woanders aussieht. Das Seoul, von dem der koreanische Regisseur Hong Sang-soo in seinem Spielfilmdebüt „Der Tag, an dem das Schwein in den Brunnen fiel“ erzählt, ist beängstigend clean. Die Stadt trägt kaum Spuren ihrer Bewohner, die wohl deshalb allmählich die Kontrolle verlieren.

Die vier Hauptpersonen führen ein eher aufregungsarmes Leben. Hyo-sop, der Schriftsteller, ist in komplizierten Liebesgeschichten engagiert. Seit zwei Jahren hat er eine Affäre mit Bo-gyung, die mit Tong-woo, einem erfolgreichen Klärwerksmanager, verheiratet ist. Auch Minjae liebt den erfolglosen Schriftsteller. Sie macht alle möglichen Jobs, um ihn finanziell zu unterstützen, wird allerdings nicht so richtig zurückgeliebt.

So weit, so kompliziert. In angenehm unspektakulären Bildern erzählt Hong Sang-soo vom Alltag, der seinen Helden zunehmend entgleitet. Der Schriftsteller dreht durch, der eifersüchtige Klärwerksmanager entwickelt deprimierende Waschzwänge, Minjae schläft mit großen Plüschtieren. Die Lebensangst vor allem der männlichen Helden ist groß. Alles endet in einer Katastrophe.

Der seltsame Titel des Films sei eher zufällig entstanden, erzählt der 35jährige Regisseur. Auf dem Land habe er einmal gesehen, wie ein Schwein in den Brunnen fiel. „Leute kamen zusammen, um diesen Vorfall zu beobachten. Nach einer Weile versank das Schwein im Wasser und übrig blieben nur noch die Spiegelbilder der Gesichter der Umstehenden auf der Wasseroberfläche. Peinlich berührt kehrten die Menschen zurück zur Routine ihres Alltags.“

„Der Tag, an dem das Schwein in den Brunnen fiel“ ist eine Parabel über die desillusionierte Generation, die in den achtziger Jahren noch gegen die Militärdiktatur kämpfte. Detlef Kuhlbrodt

„Der Tag, an dem das Schwein in den Brunnen fiel“. Korea 1996. 115 Min. Regie: Hong Sang-soo.

17.2.: 22.15 Uhr Akademie