„Wir können das Rad nicht mehr zurückdrehen“

■ Belegschaft des Hafenkrankenhauses stimmte für sozialverträgliche Abwicklung

„Ein rabenschwarzer Tag in der Geschichte des Hafenkrankenhauses“, eröffnete Personalrat Ralf-Peter Krause gestern die Betriebsversammlung des Hafenkrankenhauses. Nach dem Stand der Dinge hatten die Beschäftigten nur zwei Möglichkeiten, sich zu entscheiden: Für einen sicheren Arbeitsplatz oder für den Erhalt der Klinik. Das Abstimmungsergebnis war wenig überraschend: Bei nur 14 Gegenstimmen beauftragte die Belegschaft den Personalrat, mit dem Krankenhausträger eine sozialverträgliche sogenannte Dienstvereinbarung aufzusetzen. Faktisch bedeutet dies, daß es nicht zu einer Betriebsbesetzung kommen wird.

Viele Beschäftigte sprachen gestern auf der Betriebsversammlung von einer Erpressung seitens des Krankenhausträgers. Der Personalrat hat in der Einigungskommission mit dem Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) ein Papier ausgehandelt, das jedem Beschäftigten einen sozialverträglichen Wechsel in ein anderes kommunales Spital zusichert. Außerdem sollen die MitarbeiterInnen bei Rationalisierungsmaßnahmen in ihrer neuen Klinik einmal übersprungen werden. Der Pferdefuß: Die Vereinbarung, die heute unterschrieben werden soll, ist an die Zustimmung des Personalrates zum endgültigen Aus für die Traditionsklinik gebunden.

„Der LBK wird die Schließung so oder so gnadenlos durchziehen“, betonte ein Personalratsmitglied gestern. „Wir können das Rad nicht mehr zurückdrehen“, versuchte er, die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Rund 200 MitarbeiterInnen hatten sich im Flur vor der besetzten Station D versammelt. Weiße Arztkittel, die blaue Kluft der Intensivstation, flugblätterverteilende Krankenschwestern – das Gedränge im Gang wurde mit den NachzüglerInnen noch größer. Eine Putzfrau zupfte routinemäßig die gelben Blätter von einer Topfpflanze. Ein OP-Pfleger wetterte vor versammelter Mannschaft, man könne unmöglich für die Schließung des Hafenkrankenhauses stimmen.

Katharina Ries-Heidtke vom LBK-Gesamtbetriebsrat warnte die Beschäftigten davor, KollegInnen aufgrund des Abstimmungsergebnisses auch nur hinter vorgehaltener Hand zu VerräterInnen zu stempeln. „Wenn ihr euch jetzt aufsplittet und gegenseitig Vorwürfe macht, ist der Kampf verloren“, so Ries-Heidtke.

Daß es soweit nicht kommen werde, versprachen die Initiative „Ein Stadtteil steht auf“ und die BesetzerInnen. Durch den Beschluß der Betriebsversammlung sei „der Kampf für den Erhalt des Hafenkrankenhauses nicht aufgegeben“. Am Samstag nachmittag findet das nächste Kaffeetrinken für alle Freunde der Klinik dortselbst statt.

Lisa Schönemann