Propper gegen die Flopper

■ Szenekünstler Günther Kahrs will „Oberbürgermeister“ in Bremen werden

„Meister Propper“ heißt der Mann, der Bremens Politik aufpolieren will. Günther Kahrs, Gründer des „Büros für Lebensfreude“, will als Oberbürgermeister von Bremen die Probleme des Landes einfach wegfeudeln. Den Wahlkampf („Alles Propper 99“) gegen die Altparteien hat Kahrs schon eröffnet. Heute um 15 Uhr erzählt er Ilona Christen, wie er Bremen retten will. Kahrs war vor zehn Jahren Landesvorstandssprecher der Grünen. Heute verleiht der Szenekünstler im „Writers Corner“ jungen aufstrebenden Schriftstellern eine Stimme. „Propperlogie“ hat er seine Bewegung genannt – die Politik des positiven Denkens.

Meister Propper, Sie wollen Bürgermeister werden, warum?

Ich will den Glanz wieder nach Bremen bringen. In Bremen wird nur geschmiert.

Was soll das heißen?

Nachdem sich jetzt inzwischen alle Parteien SPD, CDU, Grüne, FDP an der Regierung versucht haben, ist der Filz so vielfältig geworden. Da hilft nur noch eins: Meister Propper, denn der schmiert nicht.

Und was haben Sie, das andere nicht haben?

Ich bin der Propper, die anderen sind die Flopper. Im übrigen will ich Oberbürgermeister werden. Das ist mehr als nur Bürgermeister.

Und was ist mit den PolitikerInnen, die noch nicht so lange in der Bürgerschaft und im Senat sitzen, wie die der AfB und CDU?

CDU und AfB sind keinen Deut besser. Die CDU inszeniert ihren eigenen Filz. Und die AfB versucht auch nur ihre Pfründe reinzuholen. Der Name ist übrigens völlig falsch gewählt worden. Die könnten sich höchstens „Arbeitslose für Bremen“ nennen.

Apropos Arbeitslosigkeit. Im Land Bremen sind 48.151 Menschen ohne Job. Wie wollen Sie dieses Problem in den Griff bekommen?

Mit dem Glanz, der Frische und der Freude, die Meister Propper ausstrahlt.

Und das soll reichen?

Ja. Wir haben in unserem Wahlprogramm zwei Punkte. Wir sagen: Jeder, der arbeiten möchte, bekommt Arbeit. Und jeder, der nicht arbeiten möchte, braucht auch nicht zu arbeiten.

Klingt gut.

Ja, und wir werden diese beiden Punkte über unseren Drive, über die Klimaveränderung durchsetzen. Bremen schaltet um von Trauer und Leid auf Power und Freud'.

Und was machen Sie, wenn es mehr Leute gibt, die nicht arbeiten wollen als Leute, die arbeiten möchten?

Wenn es wirklich so wäre, gebe es keine Arbeitslosen. Dann würden wir über Probleme sprechen, die es nicht gibt. In unserer Organisation sagen wir immer, es gibt keine Probleme, außer man macht sie sich. Bei mir bekommen die Arbeitslosen die Chance, sich die Klimaveränderung zunutze zu machen und selbst initiativ zu werden. Auf den brachliegenden Feldern sollen sie sich einsetzen. Und wir helfen ihnen.

Also, wenn ich mich selbständig machen will, werde ich gefördert?

Ja, und zwar übers Rathaus. Aber nicht wie jetzt, das man einfach nur Geld gibt. Geld ist ja nur ein Austauschmittel. Wir unterstützten die Leute auf mehreren Ebenen. Wir nehmen sie ernst. Und: Die Arbeitslosen können sofort loslegen, weil wir die ganze Bürokratie einfach abschaffen werden. 100 Tage bekommt jeder Zeit – so wie die Regierung auch – das zu machen, was er möchte.

Und was ist mit dem Geld?

Die alte Zeit war durch das Geld bestimmt.

Wollen Sie es abschaffen?

Nein, wir schaffen es nicht ab. Obwohl, für einige Leute wäre das ja ein Problem, weil sie zuviel angehäuft haben. Die meisten Leute wären aber glücklich, weil sie damit ihre Schulden loswären. Aber wir schaffen das Geld noch nicht ab. Wir wollen noch eine Weile damit spielen. Dann braucht sich nicht jeder ein Monopoly-Spiel kaufen, wir spielen mit echtem Geld.

Wie soll die Wählervereinigung eigentlich heißen?

Das geben wir erst am 8. März 1998 bekannt – so verlangt es das Gesetz. Es sind mehrere Namen im Gespräch, zum Beispiel HIV – von „Hans im Viertel“. Aber so werden wir uns wohl nicht nennen. Das ist mir zu albern. HIV ist zwar positiv, aber wir wollen wirklich positiv sein.

Also, Bremen soll durch positives Denken gerettet werden?

Ja. Liebe Worte gibt es eben nicht zu kaufen. Wir verschenken sie einfach.

Das tut Herr Scherf auch, der umarmt die Leute sogar – ob sie wollen oder nicht.

Nölle und Scherf – der eine ist ein langer Hampelmann, der andere ist auch nicht gerade zu groß geraten. Die sind abhängig von ihren Parteien. Sie sind nur Figuren. Meister Propper ist dagegen ein positives Bild für alle.

Aber auch Meister Propper wird als Oberbürgermeister eine Bürgerschaft vor sich haben, die ihn kontrolliert.

Die Bürgerschaft wird durch die Kandidatur von Meister Propper verkleinert. Mit jeder Stimme gibt es Geld für alle. Je mehr Leute mich wählen, desto kleiner wird letztendlich auch die Bürgerschaft.

Und wenn alle Günther Kahrs wählen, gibt es einen Diktator namens Meister Propper.

Nein, nein, wir rufen auch dazu auf, daß einige Leute die Altparteien wählen sollen. Die alten Politiker sollen ruhig noch eine Chance bekommen. Politiker sind doch auch nur Menschen, die Fehler machen. Die sollen den Mist, den sie gebaut haben, ruhig ausbügeln. Es wird ein Parlament geben, nur kleiner. Und das eingesparte Geld geht sofort in Projekte.

Und so wird der Haushalt saniert.

Meister Propper ist im Haushalt unverzichtbar.

Glauben Sie eigentlich selbst, daß man Sie wählt?

Immer mehr Leute jubeln mir zu, daß sie mich wählen werden. Allmählich glaube ich es selbst.

Interview:

Kerstin Schneider