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: Nur mit Joint gut

„Wind der Hoffnung“, So., ZDF, 20.15 Uhr

In Rosamunde Pilchers Welt sind Küsse das, was bei G. F. Unger Schüsse sind: Nur sie sind geeignet, Probleme zu schaffen und auch wieder zu lösen. Ein Bett im Kornfeld ist eben immer frei – leider dürfen darin aber nicht alle miteinander fummeln. Weil Vicky Harding nach einem Gespräch mit ihrer Mutter glaubt, die Halbschwester von Tom Sawcombe zu sein, muß sie dem mit Netzen bedeckten Boden ihrer Fischerkate entfliehen. Dabei hatte sie es sich dort unter karierten Wolldecken mit dem steinreichen Enkel des Gutsbesitzers immer so gemütlich gemacht. Später stellt sich heraus, daß es sich nur um Pseudo-Inzest handelte, weil Tom adoptiert ist. Am Ende küßt sich das Liebespaar leidenschaftlich, fällt ins Wasser und wird vielleicht beim Trocknen in der Kate umgehend damit beginnen, gesunde und hübsche Kinder zu zeugen. Das allerdings erst nach dem Abspann.

Phantasie muß sein. Was wir noch lernen? Gut sind Tierärzte, das Landleben, weiße Hollandfahrräder, derbes Schuhwerk, Kleider, die zwischen Dirndl light und Betty Barclay changieren, und natürlich ist es am besten, mit dem ersten Mal auf den Richtigen zu warten. Japaner, das Leben in der Großstadt und rote Pumps sind dagegen sehr schlecht.

„Um das zu verstehen, brauchen Sie nicht Film studiert haben, sondern nur einen Joint“, sagte Jürgen von der Lippe später. Der Showmaster bezog sich in einer seiner TV-Sternstunden dabei freilich nicht auf Rosamunde Pilchers Werk, sondern auf das von Helge Schneider. Einzig der Wind der Hoffnung aus der Pfeife hätte es wohl auch mir ermöglicht, Rosamundes Sturm der Liebe entspannende Facetten abzugewinnen. Claudia Thomsen