Sehr stilles Blatt

■ Ishiis „Im Labyrinth...“ (Panorama)

Die verzehrenden Leidenschaften, von denen die Menschen in „Labyrinth der Träume“ getrieben werden – sieht man ihnen nicht an. Keine Sekunde. Doch, einmal weint Tomiko, aber Niitaka sitzt weiter unbewegt am Tisch.

„Literarisches“ Kino: Die Emotionen finden nur in den Worten statt, wenn der Busfahrer Niitaka und die Schaffnerin Tomiko ihr Versteckspiel treiben, während ihr Bus durch japanische Hügel kurvt, die wirken wie eine Modelleisenbahnlandschaft. Er bringt immer wieder seine Verlobten um, sie ist sein neuestes Opfer, sie weiß es, aber sie liebt ihn trotzdem, vielleicht auch gerade deshalb.

In ritualisierten Tableaus werden die Figuren konfrontiert, ohne Konfrontationen einzugehen. Manchmal setzt der Ton ganz aus, eine Stille bricht aus, die man vom Kino nicht gewohnt ist. „Die Lösungen, die jeder einzelne für die Geheimnisse in meinem Film findet, sind immer die richtigen“, sagte Sogo Ishii, der Regisseur von „Die Familie mit umgekehrtem Düsenantrieb“ und des Einstürzende-Neubauten-Films „1/2 Mensch“. Für das nächste Mal versprach er einen „funky film“ mitzubringen. Thomas Winkler

„Labyrinth der Gefühle – Yume no ginga“. Japan 1996, 90 Min., Regie & Buch: Sogo Ishii, Mit: Rena Komine, Tadanobu Asano