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■ Modellprojekt „Stelle statt Stütze“ vermittelt Sozialhilfeempfängern Arbeit

Mittlerweile seien eigentlich alle „Problemfälle“: Jugendliche, die aus der Ausbildung kommen, Frauen, Ausländer. So ernüchternd bewertete Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD) gestern die Arbeitsmarktsituation. Dank eines im vergangenen November gestarteten Modellprojektes haben 61 SozialhilfeempfängerInnen – von insgesamt 200.000 – einen festen Job gefunden.

Im Rahmen des Projektes „Stelle statt Stütze“ bekommen Unternehmen einen Zuschuß von bis zu 25.000 Mark von den Sozialämtern und dem Europäischen Sozialfonds, wenn sie Arbeitslose oder SozialhilfeempfängerInnen einstellen. Vor allem Langzeitarbeitslose sollen vermittelt werden, beispielsweise im Sicherheitsdienst, Wachschutz, Gebäudereinigung oder Gaststättengewerbe.

Langfristig werde so der Landeshaushalt entlastet, da mit dem Programm unbefristete Beschäftigungsverhältnisse für SozialhilfeempfängerInnen und Arbeitslose geschaffen würden, so die Senatorin. Die Senatskasse werde dabei nicht belastet, da der bezirkliche Anteil an den Zuschüssen von 12.000 Mark ansonsten als Sozialhilfe bezahlt werden müßte. Im Gegenzug sparen die Unternehmen 60 Prozent der Personalkosten ein. Um den gewünschten Einsatz der Mittel sicherzustellen, werden nur Firmen ausgewählt, die mindestens ein halbes Jahr vorher niemanden entlassen haben. Außerdem: Sollten die „Problemfälle“ während des Projektjahrs entlassen werden, muß das Fördergeld zurückgezahlt werden. „Aber wenn die Leute ein Jahr angestellt sind, kriegen sie hinterher wieder Arbeitslosengeld und kommen nicht mehr zum Sozialamt“, so die Kreuzberger Sozialstadträtin Ingeborg Junge-Reyer (SPD).

Kreuzberg, Neukölln, Köpenick und Wilmersdorf beteiligen sich bisher an dem bis Ende 1998 befristeten Projekt. Nach Angaben von Arbeitssenatorin Bergmann sollen bis Ende dieses Jahres rund 1.500 Menschen darüber einen Arbeitsplatz finden. Nathalie Daiber