Recycling aus dem Koffer

Mit dem Projekt Fifty-Fifty können Hamburgs Schulen jetzt auch an der Müllvermeidung verdienen. Das Duale System hilft mit  ■ Von Armin Struve

Nur über „Ehrgefühl und Gewissen“, sagt Regina Marek, „kann umweltbewußtes Handeln nicht laufen“. Die SchülerInnen müßten auch einen finanziellen Anreiz haben. Den bietet das Fifty-Fifty-Projekt, mit dem Hamburgs Schulen zur Ressourcen-Ersparnis ermuntert werden sollen. Das Gute daran: Die Hälfte des so eingesparten Geldes erhalten sie zur freien Verfügung. Und was im Energie-Bereich schon seit längerem erfolgreich läuft, gibt es jetzt auch für die Abfallvermeidung.

Zuständig für den Müll ist Regina Marek, die als Umweltberatungslehrerin am Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung (ZSU) alle Hamburger Schulen betreut. Das ZSU, eine Außenstelle des Instituts für Lehrerfortbildung, setzt auf praktische Umsetzung, egal, ob es um das Anlegen eines Öko-Teichs im Schulgarten oder eben um Abfallvermeidung und -sortierung geht. Damit dieses Thema anschaulicher behandelt werden kann, können Hamburgs LehrerInnen jetzt Projektkoffer zu den Themen Metall, Glas, Kunst- und Verbundstoffe sowie Papier ausleihen.

„Die Lehrer wollten wissen: Was wird eigentlich aus so einem Tetra Pak?“, erzählt Marek. Die Arbeitsgemeinschaft Duales System Hamburg (Arge DSH) stellte daraufhin mit ihrer Hilfe die Koffer zusammen. Neben Beispielen, was aus den recycelten Materialien wird, sind darin auch Versuchsanleitungen enthalten – der Projektkoffer Papier beispielsweise enthält unter anderem einen Schöpfrahmen, mit dem die SchülerInnen ihr eigenes Papier herstellen können.

Vorigen Mittwoch wurden die Koffer im Gymnasium Marienthal vorgestellt. Die Wandsbeker Schule gehört zu den 15 Hamburger Lehranstalten, die für 1995/96 als Umweltschule in Europa ausgezeichnet wurden. Das Gymnasium, das sich im vergangenen Jahr bereits am Fifty-Fifty-Modell „Abfallvermeidung und -sortierung“ beteiligte“, konnte durch bewußten Umgang insgesamt 57.200 Liter Müll und damit immerhin 2300 Mark an Abfuhrgebühren einsparen – die Hälfte davon geht aufs eigene Konto. Auf dem Erfolg ausruhen sollen sich SchülerInnen und Lehrpersonal aber nicht. „Ohne erinnern und dabei bleiben passiert nichts“, weiß die Lehrerin Britta Tjarks und denkt an Zeiten, als das Müllsammeln von den SchülerInnen reichlich vernachlässigt wurde.

Daß sich das Bewußtsein der GymnasiastInnen trotz kurzfristiger Nachlässigkeit nachhaltig geschärft hat, bekam am Mittwoch Karsten Wöbcke vom Dualen System zu spüren. Die gelben Vorsammeltonnen, die der DSH kostenlos auf dem Schulgelände aufstellt, erfreuten sich keiner großen Beliebtheit. „Kann man die wiederverwerten?“, fragte eine Schülerin. Als Wöbcke das verneinte, kam gleich die nächste: „Und warum ist die dann nicht aus Papier?“

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