Crédit Lyonnais fast pleite

■ 30 Milliarden Franc fehlen

London (AFP) – Die französische Großbank Crédit Lyonnais (CL) braucht nach Informationen der Financial Times erneut eine staatliche Finanzspritze von bis zu 30 Milliarden Franc (knapp neun Milliarden Mark), ehe das angeschlagene Unternehmen privatisiert werden kann. Das berichtete die Zeitung am Freitag unter Berufung auf die EU-Kommission. Zur Gruppe Crédit Lyonnais gehört auch die deutsche Bfg-Bank. Die Finanzhilfe des Staates wäre damit doppelt so hoch wie bislang veranschlagt, was den Protest anderer Banken hervorrufen werde. So habe der Direktor des konkurrierenden Instituts Société Général, Marc Vienot, bereits gemahnt, eine weitere staatliche Unterstützung für CL bedeute eine Verzerrung des Wettbewerbs.

Laut Financial Times müßten staatliche Hilfen in dieser Größenordnung von der EU-Kommission genehmigt werden. Das Blatt zitierte Wettbewerbskommissar Karel van Miert mit den Worten, es werde Auflagen geben, und diese würden strenger sein als bisher.

Die EU-Kommission hatte bereits im Juli 1995 grünes Licht gegeben für eine Finanzspritze von insgesamt 45 Milliarden Franc. Die Zustimmung war an die Auflage gebunden, daß die Bank sich bis Ende 1998 von einem Teil ihrer Auslandsbeteiligungen und Filialen, insbesondere in Europa, trennt. Ende der achtziger Jahre hatte die Großbank bei riskanten Geschäften Verluste von nahezu 20 Milliarden Franc gemacht.

Nach dem Willen der Regierung soll Crédit Lyonnais so schnell wie möglich privatisiert werden. Käufer sind aber nicht in Sicht.