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Omas pflücken Blumen

■ Ein Doppelprogramm von Johnson und Luostarinen (Forum)

Ausgehend von einem zwar zufälligen, nichtsdestotrotz aber markanten Schnittpunkt der amerikanischen Zeitgeschichte, stellt Liza Johnson in ihrem Video „Good Sister/Bad Sister“ Verbindungen her zwischen den feministischen Ansätzen der Protestbewegung in den 60ern und denen des Girlietums in den 90ern.

Der Schnittpunkt heißt Linda Carroll, einerseits Mutter von Courtney Love, andererseits über Jahre die Psychiaterin von Katherine Power, die mit ihren GenossInnen Banken überfiel, mit dem Geld den Black Panthers Waffen besorgte, zusammen mit ihrer Freundin Susan Saxe von der Presse zum Terroristen-Lesbenpärchen gestempelt wurde und 23 Jahre vor dem FBI auf der Flucht war, bevor sie sich selbst stellte.

In inszenierten Interviews läßt Johnson Schauspielerinnen für die drei sprechen über dominante Mütter, übers Kinderhaben, über Frauen und Feminismus, über das Jetzt und das Damals. „The 60ies were a mindfuck“, sagt die Power- Darstellerin einmal. Ansonsten inszenierte Kinderaufnahmen, ein paar Dokumentarbilder aus den 60ern, Ausschnitte aus Nirvana- Videos, Musik von Hole, Schaubilder, die Verbindungen klarmachen, und die Bilder der Überwachungskamera in der Bank, die Power überfallen hat.

Obskur nur die Parallele, die zwischen den Paaren Ono/Lennon und Love/Kobain gezogen wird. Die Männer sind erschossen worden, o.k., aber sonst? Aber der Strukturalismus rules hier sowieso o.k., denn auch Saxe fand ein gewaltsames Ende — bei ihr war es allerdings die selbstgebastelte Bombe. Sehr schön dann aber, was Love und Power über ihre verstorbenen Geliebten sagen: „We were like soulmates.“

Während Johnson mit Hilfe der Inszenierung der Historie nahekommt, hat Kiti Luostarinen einen Dokumentarfilm gedreht, der wie eine einzige Inszenierung wirkt. „Gracious Curves“ ist ein langer Monolog der Autorin über das Älterwerden, übers Kinder- und Faltenkriegen, über plastische Chirurgie und Silikon-Implantate, über Operationsnarben und Fitneßwahn, Altersheime und Krankenhäuser, darüber, warum Frauen die Spuren des Lebens nicht akzeptieren können. „Für Frauen ist der Körper immer noch ein Feind — kein Zuhause.“

Der Monolog und O-Töne von finnischen Frauen werden bebildert mit alten und jungen Brüsten, junger und alter Haut, Kindern, die erwachsene Posen einnehmen, und Omas, die Blumen pflücken. Frauen auf Schaukeln und Frauen als Gruppenbild und Frauen, die im stahlblauen Wasser eines finnischen Sees planschen. Die Bilder sind oft sehr geschmäcklerisch, und manchmal wird der Film auch komisch. „Leute, die mich auf die Wange küssen“, erzählt eine Frau, die sich ihre eingefallenen Backen mit Fettgewebe aus ihrem Arsch hat auffüllen lassen, „wissen nicht, was sie da eigentlich küssen.“ Thomas Winkler

„Good Sister/Bad Sister“. USA 1996. 30 Min. Regie: Liza Johnson

„Naisenkaari — Gracious Curves“. Finnland 1997. 52 Min. Regie: Kiti Luostarinen

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