■ Mit der Musikmesse auf du und du
: Arme Geigenbauer

Berlin (taz) – In deutschen Landen wird nicht nur gerne gedichtet und gedacht, sondern auch kräftig musiziert. Steigende Verkaufszahlen von Instrumenten, steigende Anmeldezahlen bei den Musikschulen und immer mehr Beschwerden wegen Lärmbelästigungen bei den Ordnungsämtern belegen dies.

Allerdings machen sich die steigenden Verkaufszahlen der Instrumente in den Läden kaum bei der Auslastung in der Musikinstrumentenindustrie bemerkbar. „Es wird sehr zaghaft agiert, so daß Veränderungen am Markt nur mit großen Verzögerungen an die Hersteller weitergegeben werden“, so Winfried Baumbach, Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Musikinstrumentenhersteller.

Zwar stieg der Umsatz 1996 um reichlich 10 Prozent auf 740 Millionen Mark, aber das hatte kaum Auswirkungen bei den HerstellerInnen, da die Musiklaienhandlungen vornehmlich Lagerbestände, die sich in den letzten Jahren angehäuft hatten, losschlugen. Die Beschäftigung in der Industrie ging sogar um 1,8 Prozent auf 5.630 Mitarbeiter zurück.

Auch weiterhin übertreffen die Importe mit 515 Millionen Mark knapp die Exporte, die bei 505 Millionen Mark liegen. Das wichtigste Absatzland für deutsche Musikalien sind nach wie vor die USA.

Anlaß zu großer Euphorie besteht auch für die Zukunft nicht: Viele MusikerInnen haben im vergangenen Jahr ihren Bedarf gedeckt. So stieg der Verkauf von Posaunen um 20,4 Prozent, von Trompeten um 14,3 und von Geigen immer noch um rund 12 Prozent. Doch die Kunden des Jahres 1996 werden erst in einigen Jahren wieder als Käufer für Ersatzinstrumente auftreten.

Stetig ist allein der Blockflötenmarkt. Wie in den vergangenen Jahren, konnten auch 1996 wieder zwei Prozent mehr von den beliebten Holzblasinstrumenten produziert werden.

Wer eine neue Blockflöte braucht, kann sich auf der heute in Frankfurt am Main eröffnenden Musikmesse kundig machen: Mehr als 280 Blockflötenmodelle sind dort bis Sonntag zu besichtigen. Oliver Schilling