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Bundesbahn gecastort

■ Strecken teilweise lahmgelegt. Im Wendland sechs Tage vor Ankunft des Atommülls Aktionen vor konfiszierten Hallen

Frankfurt/Hannover (taz) – Am Montag werden wahrscheinlich die sechs Castor-Behälter zum Bahnhof Dannenberg unterwegs sein. Gestern wurden in vier Bundesländern Bahnstrecken mit Hakenkrallen lahmgelegt – die Polizei vermutet, von Atomkraftgegnern. Betroffen waren Strecken in und um Hannover, Hamburg, Braunschweig und die Strecke Berlin– Dessau.

In den Medien machte vor allem der Flughafen Frankfurt Furore. „Am Dienstag um 2.11 Uhr hat die Bahnpolizei an der Einfahrt zum Flughafentunnel zwischen Kelsterbach und dem Airport eine Hakenkralle auf der Oberleitung entdeckt“, sagte gestern ein Sprecher der Polizei in Frankfurt/Main. Die Stromleitung sei bei dem „Anschlag“ nicht beschädigt worden. Deshalb hätten die S-Bahnen und auch die ICEs auf der vielbefahrenen Strecke Mainz/Wiesbaden–Frankfurt zu Beginn des Berufsverkehrs wieder „ungestört“ fahren können. Wie der Polizeisprecher weiter mitteilte, sei an einer Brücke in der Nähe der „Anschlagstelle“ ein Graffito aufgesprüht worden: „Stop Castor“.

Hallenbesetzungen im Wendland und Mist von Greenpeace vor dem AKW Gundremmingen – sechs Tage vor der geplanten Ankunft der nächsten sechs Gorleben-Castor-Transporte haben gestern die Proteste begonnen. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg wehrten sich gestern Schüler, Eltern, Bauern und auch die betroffenen Schulträger gemeinsam gegen die Beschlagnahme von fünf Turnhallen für den Castor-Großeinsatz. Am Dienstag morgen blockierten zunächst Landwirte von der wendländischen Bäuerlichen Notgemeinschaft. Anschließend zogen statt der Polizei, die die Hallen zum Einsatznachtquartier umbauen wollte, wieder die Schüler in die von der Bezirksregierung beschlagnahmten Gebäude ein. Die Turnhalle des Lüchower Gymnasiums wollen rund dreihundert Schüler auch über Nacht besetzt halten. Die Schulträger, der Landkreis Lüchow-Dannenberg und die Gemeinde Hitzacker, hatten am Montag Eilanträge gegen die Beschlagnahme beim Verwaltungsgericht Lüneburg eingereicht. Das Gericht lehnte aber schon am Dienstag morgen die ersten beiden dieser Anträge ab.

Vor dem AKW Gundremmingen, aus dem einer der sechs Castor-Behälter mit abgebrannten Brennelemnten nach Gorleben auf die Reise gehen soll, haben Aktivisten von Greenpeace gestern morgen Mist aus dem Wendland abgekippt. Den stinkenden Gruß aus Gorleben tranportierten sie in einem maßstabgetreuen Castor- Nachbau zur Schienenausfahrt des Atomkraftwerks.

Die Bürgerinitiative Lüchow- Dannenberg hat gestern an die Kirchen, Gewerkschaften und an einzelne Perösnlichkeiten des öffentlichen Lebens appelliert, sich für eine Absage des Gorleben- Transports einzusetzen: „Wir müssen weg von dem sich abzeichnenden Szenario und hin zu einer Debatte um die Energiepolitik im Lande.“ ü.o./kpk

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