Anschlag auf Synagoge

■ Brandsatz zerstört Vorraum des jüdischen Gotteshauses in Warschau

Warschau (taz) – Durch das Oberlicht der Warschauer Nozicki-Synagoge hat in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ein unbekannter Täter einen Brandsatz geworfen. Innerhalb von Minuten stand der heute nicht mehr benutzte Haupteingang der Synagoge in Flammen. Eine Nachbarin bemerkte den Brand und rief sofort die Feuerwehr. Dennoch ist von der ehemals eindrucksvollen Vorhalle nur noch Schutt und Asche übrig, die wertvollen Holztüren, die sogar den Zweiten Weltkrieg überstanden, sind unwiederbringlich zerstört. Die zweiten massiven Holztüren verhinderten, daß das Feuer in den Innenraum durchbrach.

Zwei Tage zuvor, so der Warschauer Rabbiner Michael Schudrich, habe ein anonymer Anrufer vor einer „Bombe“ gewarnt, die demnächst explodieren werde. Der Anruf ging bei der Ronald- Lauder-Stiftung ein, die ihren Sitz in der Synagoge hat. Sie kümmert sich seit der politischen Wende in Osteuropa um das jüdische Erbe in diesen Ländern und setzt Kindergärten, Schulen und Synagogen instand. Die Stiftung hatte bis dahin noch keine einzige derartige Drohung erhalten. Rabbiner Schudrich: „Polen ist nach Europa zurückgekehrt – im guten wie im bösen. Die Polizei wird uns demnächst schützen müssen. Das ist bitter, denn im Gegensatz zu Westeuropa war das in Polen lange Zeit nicht nötig.“

Weder Rabbi Schudrich noch die Polizei haben einen Verdacht, wer den Brandanschlag verübt haben könnte. Doch das Motiv des Täters scheint dem Rabbiner klar: „Ich bin sicher, daß die Tat mit dem vor kurzem verabschiedeten Gesetz über die Rückgabe des jüdischen Gemeindebesitzes zusammenhängt. Beweisen kann ich es allerdings nicht.“ Gabriele Lesser