Ost-West-Konflikt

■ ÖTV diskutiert über Lohnverzicht. Spitzengespräch bei Metall geplant

Berlin (AP/taz) – Das Arbeitszeitangebot der Chefs der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) hat für Unruhe in den eigenen Reihen gesorgt. ÖTV-Chef Mai hatte angeboten, im öffentlichen Dienst für Neueinstellungen die Arbeitszeit zu verkürzen und auf den vollen Lohnausgleich zu verzichten. Unter den Delegierten der Großen Tarifkommission, die sich seit gestern in Chemnitz treffen, kristallisierte sich eine Ost-West-Konfrontation heraus. Während der sächsische Bezirksleiter Wolfgang Anschütz meinte, die ostdeutschen Beschäftigten könnten mit 84 Prozent ihres Westeinkommens keine weiteren Einbußen hinnehmen, unterstützte Kurt Lange vom Verband Berlin die Initiative. Er sagte: „Wir wollen für die nachwachsende Generation einen Stellungskorridor garantieren.“ Dies ginge nur mit zusätzlichen Arbeitsplätzen. Auch die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) unterstützt Herbert Mais Idee.

Bundesinnenminister Manfred Kanther, CDU, hält die Vorschläge für unrealistisch. Es sei bewiesen, daß Arbeitszeitverkürzungen nicht zu Neueinstellungen führten, zudem werde in den Verwaltungen kein neues Personal gebraucht.

Auch die IG Metall signalisiert ihrem Gegenpart, dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall, eine Annäherung. IG-Metall-Chef Klaus Zwickel kündigte gestern an, beide Parteien würden sich am 12. März zu einem Spitzengespräch treffen. Dabei werde es um die Tarifreform und die Altersteilzeit gehen. Vorab sagte Zwickel, daß er die Härtefallklauseln nicht mehr negativ bewerte. Als Kriseninstrument in den neuen Bundesländern hätten sie 7.000 Arbeitsplätze gesichert.

Nach diesen Klauseln können Betriebe in Notlagen zeitlich befristet unter Tarif zahlen, wenn Gewerkschaft und Arbeitgeberverband dem zustimmen. Derzeit wird diskutiert, ob diese Klauseln auch im Westen eingeführt werden sollen, wie es Gesamtmetall seit langem fordert. roga

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