■ Urdrüs wahre Kolumne: Achte nicht auf Äußerlichkeiten!
Wie die Deutsche Sozialdemokratie aus dem tiefsten Grund ihres altrebellisch pulsierenden Herzens wirklich denkt im Hinblick auf die Polizeistaat-Offensive im Wendland gegen die Castor-Gegner, das belegt die gestrige Presseinformation des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums: „Neuer Fall von Schweinepest im Landkreis Lüchow-Dannenberg“. Selbst im Zusammenhang mit der Beschlagnahme unschuldiger Schulräume für die Unterbringung der Ordnungshüter finden wir die in der Pressemeldung enthaltene Prophezeiung etwas überzogen und sicher nicht im Interesse der überwiegend friedfertigen Demonstranten: „250 Tiere werden morgen getötet!“ So von Menschen zu reden, die auch nur ihre Pflicht mit Knüppel und Wasserwerfer tun: Dafür kriegen Minister Funke und die SPD als Sympathisanten des Terrors die rote Karte!
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Gestern bei Woolworth. Die rundliche Oma steht unschlüssig vor dem Gestänge mit überwiegend fleischfarbenen Büstenhaltern, um dann ausgerechnet mich zu fragen, ob ich ihr ein solches Geschirr in passender Größe heraussuchen möchte. „Ich sehe nicht so gut.“ Man hilft ja gern und fragt beflissen nach der Körbchennummer, die im konkreten Fall vermutlich auch als Korbnummer bezeichnet werden könnte. „Das weiß ich nicht so genau“, seufzt die Dame, und ich biete ihr an, eine Verkäuferin zur Klärung des Falls herbeizuholen. Und da sagt sie doch: „Das will ich nicht, das is mir unangenehm bei den jungen Dingern.“ Jetzt weiß ich wenigstens, nicht nur mathematisch, sondern auch emotional, auf welcher Seite der Alterspyramide jenseits von Gut und Böse ich gesehen werde. Ein rabenschwarzer Tag, dieser letzte Sonnabend!
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Daß wahre Liebe nicht auf Äußerlichkeiten achtet, belegt dieser Laternenmastaushang vor der Wiener Feinbäckerei am O-Weg: „Dackel entführt“, barmt dort mit gleich drei Ausrufezeichen eine traurige Tierhalterin und beschreibt ihren geraubten Liebling so: „Braunes Fell, 13 Jahre alt, schiefe Schnauze und eine kahle Stelle auf seinem Schwanz. Muckl hustet wegen seiner Herzerkrankung häufig. Braunes Halsband, rote Hundeleine“. Kurz ein Hund, um den sich weder Tierversuchslabore noch Hersteller sodomitischer Pornofilme sonderlich reißen werden. Wer diesen dennoch heißgeliebten Nuckl gesehen hat oder seine Entführer kennt, etwa sachdienliche Hinweise auf durchgeknallte Ausländeramtsleiter, Wehrmachtsoffiziere oder sonstige Veranstalter schwarzer Messen machen kann, den bitte ich herzlich: „Bitte melde Dich, damit zusammengeführt werden kann, was zusammengehört“ (Stichwort Franz von Assisi).
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Keine Rotation mehr bei den Grünen im Landesverband Bremen. Wie auch?
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Ein Beispiel nehmen sollen sich die bremischen Mittelständler des Heizungsgewerbes in ihrem Amoklauf gegen die Stadtwerketochter als Mitbewerberin am marktwirtschaftlichen Profil des bekannten Schwulentreffs „Men's Seven“. Obwohl für die Eigentümer der Herrensauna mit allem Drum und Dran die Büsche und Waldungen des Bürgerparks mit ihren Möglichkeiten zu männlich herben Begegnungen der ausschweifenden Art sicher eine ernstzunehmende Konkurrenz darstellen, unterstützen sie den Bürgerparkverein ausweislich der Danksagungsliste im Weserkurier mit einer Geldspende. Darin sehen wir ein mutiges Bekenntnis zu Ludwig Erhardt, während die CDU das Heil ihrer Kundschaft im wettbewerbsfeindlichen Dirigismus sucht! Zumindest die Bürgerparktombola sollte sich nunmehr bei den bremischen Prachtkerlen revanchieren und aus den Lautsprechern ihrer Schwarzwaldhütten statt der Quasselei das schöne Lied von Amoretta, der Diseuse aus der Waller Feldmark, erklingen lassen: „Frühling wird's, der Spargel piept / bin in einen Mann verliebt / weiß nur noch nicht in welchen..!“
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Alle Fußkranken der politischen Völkerwanderung sind herzlich aufgefordert, ihren Weg zur Lüneburger Castordemo in Fünferbanden mit dem Wochenendticket zu suchen und auch zu finden. Wer diesmal Personenzüge an der Einhaltung des Fahrplans hindert, wird mit dem Schimpfwort Claudia Nolte geächtet! Howgh!
Ulrich „Redskin“ Reineking
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