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: Hassen - wozu dassen?

Als der wegen Polizistenmordes inhaftierte Kai Diesner auch die Schüsse auf den Buchhändler und PDS-Mann Klaus Baltruschat in Marzahn gestand, gab er als Motiv für das Attentat „Haß auf die PDS“ an.

Man muß nicht ernst nehmen, was ein Nazi von sich gibt, dessen trostloses Leben aus Gemeinheiten besteht, die er sich als „Widerstand“ mythologisiert. Aber wenn das Händeringen losgeht und das Geächze – „Woher kommt er nur, all dieser Haß?!“ –, dann muß man den Haß verteidigen – gegen den minderen, inkompetenten und dumpfen Hasser Kai Diesner und seinesgleichen ebenso wie gegen die Bande, die, spätestens seit der Gründung der Grünen, das Vortragen der Bergpredigt im Tremolo als Politik ausgibt und betreibt, und die mit ihrem Moral-statt-Verstand-Gejaller noch jede Debatte auf den Hund gebracht hat, kopfmäßig.

Das Hassen als solches jedenfalls ist nicht schlecht, sondern ein durchaus ehrenwertes Gefühl. Man sollte es nicht verschwenden – die meisten zweibeinigen Zumutungen kann man mit F.W. Bernsteins entspannter Frage „Hassen – wozu dassen?“ locker auskontern. Aber ein sauberer, aus der Analyse geborener Haß auf die Verhältnisse ist doch eine gute Antriebsfeder.

Und „Haß auf die PDS“? Warum denn nicht? Diverse Figuren aus der Führungsriege dieser Partei erscheinen mir äußerst hassenswert, ohne daß ich ihnen deshalb je nach dem Leben trachtete. Aber sie politisch kaltstellen und erledigen? – Selbstverständlich! Der Spitzel André Brie zum Beispiel, der freiwillig und beflissen bei der Stasi wie beim KGB petzen ging, erotisch gemeinte Gedichte und – unter dem Titel „Brieoritäten“ – Aphorismen veröffentlicht, die rückstandslose Sozialdemokratisierung der PDS betreibt und dabei seine Gegner sinnlos, aber wirksam als „Stalinisten“ denunziert, ist selbstverständlich ein Objekt des Hasses und des Hassens. Nicht für Nazis allerdings, sondern für Leute mit politischem Geschmack und Verstand.

Wiglaf Droste