Eduscho pocht auf saubere Filialen

■ Kaffeeröster droht vor Verkauf an Tchibo Mitarbeiterinnen mit „personellen Konsequenzen“Verkauf an Tchibo noch nicht genehmigt

„Wir flitzen vom Ausschank zur Kasse, spülen Kaffeetassen, machen die Deko, nehmen die Ware an – und wenn die spät kommt, wie soll man da bis neun Uhr dreißig noch saubermachen? Es kann hier nicht piccobello sein.“Dabei ist der Boden besenrein, der Laden nett und aufgeräumt. Die Mitarbeiterin der Eduscho-Filiale in der Bremer City glaubt jedoch, sie müsse sich rechtfertigen. Verschickte doch ihr Verkaufs-Chef dieser Tage einen Brief an alle Filialen im Bundesgebiet und mahnte die Einhaltung der „Eduscho-Grundsätze“an: Sauberkeit, keine Verpackungen auf dem Fußboden, kompetente Bedienung, gute Atmosphäre, verkaufsaktive Dekoration.“– „Wir weisen Sie unmißverständlich und letztmalig darauf hin, daß zukünftig jede Form eines Verstoßes unmittelbar personelle Konsequenzen haben wird“, heißt es weiter.

Ein Satz, zu dem die Mitarbeiterinnen in den Bremer Filialen lieber nichts sagen; anonym bleiben wollen sie sowieso. „Der Führungsstil ist heftiger geworden“, sagt eine Frau. Die Bremer Eduscho-Holding soll von der Hamburger Tchibo übernommen werden. Es steht nur noch die Entscheidung des Bundeskartellamtes aus, die bis spätestens Mitte April getroffen sein muß.

Bis Ende März '97 soll in den Eduscho-Filialen „alles in bester Ordnung“sein, fordert Verkaufschef Hartmut Felgen in seinem Rundschreiben, das der taz vorliegt. Felgen äußerte sich gestern dazu nicht persönlich. Eduscho-Sprecherin Hartmute Schulze wies jedoch daraufhin: Dieser Termin sei einfach ein bestimmtes Datum. Man habe letztes Jahr alle Mitarbeiterinnen in Richtung „kundenorientiertes Verkaufen“geschult, das müsse doch nun kontrolliert werden. Personelle Konsequenzen werde es aber nur in Form von Nachschulungen und erneuten Trainingsmaßnahmen geben. „Vielleicht sind wir diesmal etwas deutlicher geworden.“

Entsprechende bremische Mißstände wußte die Sprecherin allerdings nicht zu nennen. Geschult worden sei sie nicht, meinte eine Verkäuferin gestern auf Anfrage. „Für die Deko im Schaufenster bekommen wir feste Vorlagen, und drinnen im Laden machen wir es so, daß es gut aussieht.“In der Filiale in der Sögestraße stehen gar gesponserte Tulpen auf den Stehtischen.

Einstweilen kursieren Gerüchte, daß die Hamburger Tchibo bereits ihre Leute zum Checken der Eduscho-Läden losgeschickt habe (Indiz: einschlägige Wohnungsgesuche in einer Bremer Tageszeitung). Dies wird von Tchibo postwendend dementiert. „Wir halten uns an die rechtliche Auflage, daß wir vor Entscheidung des Kartellamts keine Infos aus dem Unternehmen ziehen dürfen“, sagt Tchibo-Sprecher Matthias Born. „Unsere Planungsphase beginnt mit der Binnensicht.“Leider gebe es ja von Eduscho keine Geschäftsberichte, man habe sich also immer nur als Mitbewerber beobachtet. „Da besucht man sich natürlich ganz normal auch gegenseitig, aber offiziell waren wir nicht in den Filialen.“Beide Unternehmen haben jeweils etwa 22.000 Dependancen im Bundesgebiet.

Eduscho-Besitzer Rolf Schopf ist dafür bekannt, daß er gern knausert, und dies auch mit Informationen. Der Bremer Kaffeeröster hat inzwischen in den neuen Bundesländern einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent, im Westen kommt er nur auf gut 20. Und das kaffeefremde „non-food“-Angebot von Eduscho wurde lange eher als eine Art Ramschecke präsentiert. Seit Januar wechselt nun auch bei Eduscho – wie bei Tchibo – jeden Mittwoch die Verkaufsaktion. Zur Zeit tragen die Verkäuferinnen den nachtblauen Button „Zum Träumen schön“und haben (wie immer) auch Bettwäsche, Kimonos und Boxershorts im Schaufenster.

Da ist Unruhe in der Zentrale, sagt eine ehemalige, noch immer gut informierte Eduscho-Mitarbeiterin: „Man hat uns ja immer wieder mal gedroht. Ein solch heftiges Schreiben hat es aber noch nie gegeben.“Vielleicht werde ja schon die eine oder andere Schließung vorbereitet. sip