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: Schulfernsehen

„Odyssee 3000“, So., ZDF

Kinder, wie die Zeit vergeht. Ist doch gar nicht so lange her, daß Drogeriemärkte, Spielhallen und vor allem Grillstationen mit dem Zusatz „2000“ in ihren Namen zukunftsweisenden Nutzwert verhießen. Nun gut, drei Jahre vor Ende dieses Millenniums wirkt so was reichlich gestrig, aber darum sofort auf „3000“ umspringen? Mit derart waberndem Etikettenschwindel hatte Gero von Boehms Film natürlich nur bedingt zu tun. Macht sich der Wissenschaftsguru vom Lerchenberg mit seiner Reihe doch immerhin anheischig, die Zukunftschancen des blauen Planeten im kommenden Jahrtausend auszuloten.

Und da Welterklärer von der Manie der Letztbegründungen offenbar schwer lassen können, langte von Boehm gleich beim Auftakt ordentlich hin: „Das letzte Geheimnis des Meeres“. (Sorry, all ihr Reporter, die ihr demnächst vielleicht auch noch die Ozeane durchpflügen wolltet: Gibt nix mehr zu entdecken; Gero war schon da.) Tut ja alles nix, Hauptsache, schöne Bilder, hör' ich den hemmungslosen Konsumenten in mir meutern. Gab's natürlich reichlich. Was von Boehm da diversen Tiefseeforschern an Material abgekauft hatte, konnte sich fraglos sehen lassen: Allerlei possierliches Getier am Meeresgrund, darunter Lebewesen, bei denen die Wissenschaft bis heute vergeblich nach einem Verdauungstrakt sucht. (Also, wenn sich das Modell irgendwann mal auf den Menschen übertragen ließe, ich wär' dabei, denn so viele Arbeitsplätze hat's in der Klopapierbranche doch gewiß nicht.) Kurzum, lehrreich war's durchaus.

Nur wirkte das Ganze leider auch die ganze Zeit wie Schulfernsehen. Was zum einen mit von Boehms Art zu tun hat, sich wie weiland Heinz Sielmann immer wieder selbst ins Bild zu setzen. Hockte er eben noch sonnenumspielt an mediterranen Gestaden, fand er sich kurz darauf wohlverpackt in arktischen Breiten, und wenig später schaute er schon wieder bei irgendwelchen Südseekorallen nach dem Unrechten. Zum anderen ist es jener altväterliche Duktus, mit dem von Boehm die Zuschauer gern bei der Hand nimmt, um ihnen mit drewermannsch getragenem Tonfall selbst die abgestandensten Ladenhüter der Erkenntnis („Wir sind nur ein winziger Teil eines großen Ganzen“) als bahnbrechend schmackhaft zu machen. Und damit ist er dann doch wieder irgendwie ziemlich nah am „Grill 3000“. Reinhard Lüke