Dialektik glasiert Zuckerguß

■ „Zauberwald“: stolze Rösser in zuckersüßer Story beim Pferdical für die ganze Familie Pferdical

Die allerschönste Szene vorweg: Als das Ensemble Mal um Mal an den Manegenrand trat, um sich beklatschen zu lassen, da ging ganz im Hintergrund der strahlende Zirkusdirektor von Pferd zu Pferd, streichelte über Mähnen und Nüstern, und alle Pferdemäuler durften nach einem Zuckerl schnappen. Nach zwei Stunden Showtime eine ganz authentische, liebevolle Geste. Zuvor war die Pferdeshow „Zauberwald“über die Arena am Grünenkamp gegangen. Eine Mischung aus Zirkus-Artistik und Musical, die beim Bremer Publikum bestens ankam.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Der böse Mann klaut der schönen Fee das letzte Einhorn, hat damit die Phantasie der Menschen in seiner Hand, beherrscht so, auweia, die Träume, die Fee und ihre guten Kumpels jagen per Zauberei durch die Jahrhunderte, um das Einhorn zurückzukriegen. Und am Ende wird nicht nur alles gut, sondern auch noch dialektisch. Wenn das Einhorn gekillt wird und das Gute endgültig stirbt, dann stirbt auch das Böse, bleut die gute Fee dem bösen Buben ein. Und was soll man sagen: Er läßt das Fabelwesen am Leben. Dialektik mit meterhoch Zuckerguß drüber, Mythen für die ganze Familie.

Womit wir auch schon bei den Schwächen des Pferdicals wären. Wegen der Geschichte muß niemand hingehen. Aber dafür wegen der Pferde und der Artistik. Die sind nämlich erste Qualität – was die Dressur-Legende Reiner Klimke gern im Programmheft bestätigt. Wer also auf allerfeinste Dressur, Cowboy-Kunststücke im vollen Galopp und die hohe Kunst, ein Pferd ohne Zügel zu lenken, und sowieso auf Friesen und Andalusier steht – muß hin. Ganz zu schweigen von einer prima Zirkus-Einlage mit Bodenakrobaten und einer Zauber-Umkleide-Nummer. Glaubt eh keiner: Umziehen in Sekundenbruchteilen.

Noch bis zum 6. April; Di-Sa 20.00; Mi, Fr, Sa 16 Uhr; So 14.30 und 18 Uhr; Preise zwischen 20 und 75 Mark; Ticket-Service: 0180-531 1515 J.G.