Schwebender Stromfresser

Vergleichsstudie weist nach: Überdurchschnittlicher Energieverbrauch beim Verkehr Berlin–Hamburg durch Transrapid. Magnetbahn-Planungsgesellschaft macht eigene Rechnung auf  ■ Aus Berlin Gudrun Giese

Der Transrapid ist nicht nur im Bau kostspielig; teuer wird die Betreiber der Energieverbrauch der Magnetschwebebahn zwischen Hamburg und Berlin zu stehen kommen – das ist das Ergebnis einer Energieverbrauchs-Untersuchung der Münchner Gutachter Vieregg, Rössler, Bohm.

Sie sind die ersten, die eine Gesamtenergierechnung für den Verkehr zwischen den beiden Großstädten aufgemacht haben: Dabei verglichen sie den Energieverbrauch beim derzeitigen Verkehrsaufkommen mit drei Szenarien für das Jahr 2010. Im Auftrag des BUND sowie der Potsdamer Stiftung „Brandung“ errechneten die Gutachter den Energieverbrauch für die Modellfälle mit Transrapid, mit ICE, ohne Transrapid sowie ohne Transrapid, ohne ICE.

Die Gutachter zogen als Basis den Stromverbrauch in Wattstunden pro Personenkilometer bei den verschiedenen Verkehrsmitteln heran. Das zu erwartende Verkehrsaufkommen im Jahr 2010 übernahmen sie aus dem Bundesverkehrswegeplan von 1992: Auto-, Bus- und Bahnverkehr (das Flugzeug spielt eine marginale Rolle) summieren sich auf 10,54 Milliarden Personenkilometer gegenüber heute 4,63 Milliarden.

Die Variante „mit Transrapid“ erwies sich dabei als die mit Abstand energieaufwendigste: ein Gesamtprimärenergiebedarf von 4.392 Gigawattstunden, von denen 1.445 auf den Transrapid entfallen. Gibt es neben Straße und Flugzeug nur eine Intercity-Eisenbahn-Verbindung, würden 2010 3.579 Gigawattstunden für den Gesamtverkehr zwischen Hamburg und Berlin eingesetzt. Den geringsten Energieaufwand errechneten die Gutachter für das Szenario „mit ICE, ohne Transrapid“, nämlich 3.535 Gigawattstunden – weil sich dann ein Teil des Flugverkehrs auf die Schiene verlagert.

Bei der gestrigen Präsentation der Studie in Berlin forderte der BUND-Verkehrsexperte Peter Westenberger, „die Legende vom umweltfreundlichen Verkehrsmittel Transrapid endlich zu beerdigen“. Aufgrund der Höchstgeschwindigkeit von 450 Stundenkilometern werde die Magnetbahn zu einem Energiefresser, der auch die Kohlendioxid-Emissionen um 141.000 Tonnen pro Jahr in die Höhe triebe.

Die Magnetbahn-Planungsgesellschaft reagierte mit einer eigenen Energiebilanz, in der sie allerdings einräumte, daß der ICE pro Personenkilometer weniger Energie, nämlich 142 Wattstunden gegenüber 157 beim Transrapid, verbraucht. Überraschenderweise heißt es nun bei der Planungsgesellschaft, Transrapid und Bahn stünden nicht in Konkurrenz zueinander, sondern zum Energiefresser Autoverkehr.