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: Liebesreime wie bei Bon Jovi: Die Fantastischen Vier im Huxley's

Früher, als es auf der Welt noch Gut und Böse gab, waren die Fantastischen Vier eine Provinzclique, die ihre Teenie-Schlager deutschen HipHop nannten und damit unverschämterweise auch noch anständig Geld verdienten. Damals glaubten gerade viele junge RapperInnen aus Deutschland, daß HipHop hierzulande nur Respekt erhalten dürfe, wenn man die scharfen Reime ausschließlich zur Anprangerung hiesiger Mißstände nutzte.

Der harte, verbale Schlagabtausch ist heute verstummt, die Grabenkämpfe ruhen, die wütenden PolitrapperInnen haben sich wieder in ihre Jugendclubs zurückgezogen. Übrig geblieben sind – einige Alben und Eigentumswohnungen später – deutsche Spaß-Hopper wie Fettes Brot oder Bürger Lars Dietrich und eben on top of the pops die Fantastischen Vier. Mit ihrem letzten Album „Lauschgift“ haben sie sich über Nacht sozusagen als echte Popstars neu erfunden. Zwar sind Hits wie „Populär“ ein Hieb an die versammelten „Oberstübchenhocker“, denen sie trotzig sämtliche jemals gegen sie erhobenen Ausverkaufsvorwürfe um die Ohren reimen. Beim dazugehörigen Video ist jedoch klar, wer hier auf der Gewinnerseite steht: Allen nörgelnden Spaßbremsen wird unmißverständlich mitgeteilt, daß es allemal geiler ist, von kreischenden Fans umgeben wilde Backstagepartys zu feiern und in schaumigen Hotelbadewannen zu planschen, als sich ein Magengeschwür herbeizugrübeln.

Die Imagelockerung hin zum lässigen Spaß-Twen reicht aber noch nicht ganz, um als schwäbische Beastie-Boys durchzugehen. Das liegt auch an den Texten, denen man das Immer-unter-Jungs- Sein unschwer anmerkt: Das postpubertäre Durchkauen von Beziehungsstreß und die vielfältigen Anspielungen auf den Joint, den man sich ab und zu gönnt, sind eher für 16jährige Gymnasiasten von Bedeutung. Gerade in Herzensangelegenheiten überspannen die Fantastischen Vier den Bogen. Eigentlich sollten Lieder, in denen Frauen ihre Männer verlassen, die dann heldenhaft alles kurz und klein schlagen, den Kollegen von Bon Jovi überlassen werden.

Also, die entsprechenden Texte besser ignorieren, dafür gibt's mehr satten Funk, auch in einfachen Strophe-Refrain-Liedern. Und das wiederum läßt die Live-Auftritte der Fantastischen Vier zu äußerst hüpfigen Konzerten werden. Heike Blümner

Sonntag, ab 20 Uhr, Huxley's Neue Welt, Hasenheide 108-114