■ Scott Frenchs Racheratgeber gehört endlich übersetzt
: Symptome von Wahnsinn

Von den USA kann man hierzulande immer wieder Neues lernen, wenn es um Selbsthilfe geht. Und so ist es eine Schande, daß folgendes kleines Büchlein nicht schon längst ins Deutsche übersetzt ist: „High-Tech Harassment: How to get even with anybody anytime“ ist der zeitgemäße Racheratgeber für alle, die von Nachbarn, Kollegen und Vorgesetzten fertiggemacht werden und technischen Spielereien aufgeschlossen sind.

„Rache in ihrer reinsten Form sollte wie Poesie sein“, verkündet Autor Scott French. Die Poesie fängt an am besten in einem gutsortierten Elektrogeschäft vor Ort oder einem Versand für elektrotechnischen Bedarf.

Dort zum Beispiel können sich Rachedurstige mit einem kleinen Ultraschallgenerator samt Hochton-Lautsprecher-Bauteil versorgen. Ultraschallgeneratoren sind etwa das Herzstück der Mücken- und Hundeverscheuchungsgeräte. Die Töne über 15.000 oder 16.000 Hertz hört der Mensch nicht bewußt, ist aber trotzdem schwer genervt. Nicht mehr als 40 Mark soll die selbstgebastelte „ultrasonic confusion machine“ kosten, meint French.

Man könne das batteriebetriebene Teil dann beispielsweise – versteckt durch Zwischendecke oder Lampe – direkt über dem Arbeitsplatz eines ungeliebten Vorgesetzten anbringen. Durch die hohen Frequenzen werde der eklige Boss „leichter irritierbar als zuvor, mault Leute an und geht dann heim mit einem angeblichen Kopfweh. Auf diese Weise wird eine Quelle unerfreulichen Benehmens schmerzlos entfernt.“

Ebenfalls in jedem guten Elektrogeschäft bekommt man Laser- Pointer, mit denen über mehr als hundert Meter hinweg ein Laserstrahl ausgesandt werden kann. Das Gute dabei: Der Strahl selbst ist nicht zu sehen, wohl aber der leuchtende Punkt an dessen Ende. Der joggende Chef im Park beispielsweise wird mächtig irritiert sein, wenn vor seiner Nase ständig ein leuchtender Punkt am Zaun mitläuft. „Wer geschickt mit dem Laser umgeht, kann auch den kläffenden Nachbarshund dazu bringen, immer im Kreis herumzurennen, in die Luft zu beißen und andere Symptome von Wahnsinn zu zeigen, die am Ende dazu führen, daß der Hund zum Tierpsychologen gebracht und vielleicht sogar ganz entfernt wird“, schreibt French.

Ohne Extraausgaben läßt sich der Fotokopierer der Firma für den befreienden Racheakt an mobbenden KollegInnen einsetzen. „Schreiben Sie häßliche Gerüchte oder unangenehme Wahrheiten über die betreffende Person auf und vervielfältigen sie diese Statements auf Fotokopierpapier“, erklärt French. Die präparierten Bögen dann unauffällig und gut verstreut unter den Stapel der Blankobögen im Fotokopiergerät mischen. Die Folge: „Wenn jemand auf der Maschine kopiert, wird wie von magischer Hand mitunter auch das üble Gerücht auf der Kopie miterscheinen“, so French.

Wer das und die Tips zur Verwendung von Superklebern und stinkenden Tierködern kindisch findet, der muß im Buch die letzten Kapitel nachschlagen. Darin geht es um das Knacken von Computer- Passwörtern, schwer zu bekämpfende Computerviren und einfache Hausmittel, wie beispielsweise mit speziellen Magneten viele Disketten und Videobänder ratz, fatz ruiniert werden können. Da die USA auch das Land der teuersten Rechtsanwälte sind, lehnt French selbstverständlich jede Haftung ab, sein Buch diene „nur zur Information“. Barbara Dribbusch

Scott French: „High-Tech Harassment: How to get even with anybody anytime“. Barricade Books, Fort Lee, New Jersey