Umweltfreundliches Deutschland

■ Wer den Müll ordentlich trennt, wird belohnt

Früher ließ der tägliche Braunkohlesmog nur selten die Sonne auf das Haupt der Leutenberger in Thüringen scheinen. Trotz Nebel boomte dennoch der Tourismus in dem thüringischen Nest. Dann fiel der Eiserne Vorhang, Touristen blieben fern. Sieben Jahre nach der Wiedervereinigung wurde der Ort als umweltfreundlicher Fremdenverkehrsort ausgezeichnet.

Zusammen mit 26 weiteren Orten sahnte Leutenberg beim Bundeswettbewerb „Umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte in Deutschland“ ab. Acht siegreiche Bürgermeister trafen sich nun auf der Internationalen Tourismusbörse zum Erfahrungsaustausch zum Thema umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte.

Gerade mal 120 von 6.000 deutschen Fremdenverkehrsorten sahen sich beim Wettbewerb in der Lage, den Fragebogen zum Thema „Kommunales Umwelthandeln“ auszufüllen und zurückzusenden.

Ist Umweltschutz vor Ort „out“? „Das ist keine inhaltliche Ablehnung“, meint Peter Zimmer von der Umwelt-, Tourismus- und Regionalberatung „Futour“, die den Wettbewerb wissenschaftlich begleitete. Der 40jährige Diplombetriebswirt sieht das Problem eher in der Flut von Wettbewerben und im Verwaltungsaufwand.

In den prämierten Gegenden herrschte große Freude. In Wyk auf Föhr fragten Bürger an, ob sie überhaupt die Prämierung verdient hätten, und außerdem: es gäbe noch viel zu tun in Wyk.

Stolz auf ihren Ort sind auch die Bürgermeister. Beispielsweise Dieter Wühr aus dem bayrischen Bodenmais: Er hatt niedrige Parkgebühren auf zwölf Mark angehoben und Skibusse zum Preis von fünfzig Pfennig pro Fahrt eingerichtet.

Dem Risiko folgte ein Erfolg: die Übernachtungen erhöhten sich in den Jahren nach der Neuerung um 90.000 Gäste. Das überzeugte selbst die stärksten Kritiker der Aktion , die schon das Ende des Skigebiets sahen. Inzwischen verdienen 98 Prozent der Menschen hier ihr Geld in der Tourismusbranche. Peter Zimmer: „Sanfte Ideen, umweltfreundliche Orte müssen hart vermarktet werden.“ Christian Esser