piwik no script img

Kollegial schöner lebenWenn Bringfriede Friede bringt

■ Während die Bildungssenatorin Schüler beruhigte, kürzte der Senat ihren Etat

Ein Kollegialorgan ist der Senat, es gibt keine einsame Verantwortung: Kollegen und Kolleginnen handeln Seit' an Seit'. So muß Bringfriede Kahrs, als Senatorin für Bildung und Kultur verantwortlich, gedacht haben, als sie am 4. März den Vorbereitungskreis für die Senatssitzung („Schwartauer Kreis“) Dienstag früh verließ. Unten standen hunderte von aufgebrachten SchülerInnen und forderten „mehr für die Bildung“zu tun. Polizei schützte die Rathaustür, aber niemand schützte die kleinen Schüler, die von hinten gegen die Polizeiwagen gedrückt wurden. Die Lage verlangte den Einsatz der Senatorin, Bringfriede bring' Friede war angesagt und die kniff nicht: Ging runter, redete zu den Menschen, komplimentierte sie auf den Marktplatz, empfing sogar eine Delegation der Gesamtschülervertretung.

Als die Senatorin dann zurückkam in die laufende Senatssitzung, da waren von den vorher für Bildung vorgesehenen 21,5 Millionen für die Jahre 1998 und 1999 zwei weg – nur 19,5 Millionen standen noch auf der Liste. Kahrs war aufgebracht, aber sie konnte wenig tun: Die Verabredungen aus dem engsten Kreis der SenatorInnen-Vorbereitungsrunde werden in dem offiziellen Senatsgremium nur noch abgenickt. „Alle waren sich einig“, stellte Kahrs fest: Während sie den Schülern versicherte, sie kämpfe für ihr Ressort, war oben für jedes der beiden Jahre „eine Million geklaut“.

Öffentlich schwieg die Senatorin über den Vorfall. Vor hohen Mitarbeitern ihrer Behörde mußte sie aber erklären, was los gewesen war und machte sie ihrem Ärger Luft. „Das ist schon ein bißchen zynisch“, wetterte sie.

Von der taz auf den Vorfall angesprochen formulierte sie höflich und ganz friedensbringend kollegial: „Es war schon besonders und etwas unüblich.“

K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen