Griefahn will Bayern Atommüll überlassen

Niedersachsen beziffert Ersparnis bei dezentraler Zwischenlagerung auf 5,6 Milliarden Mark  ■ Von Gudrun Giese

Berlin (taz) – Die Betreiber süddeutscher Atomkraftwerke sollen künftig an ihren Standorten selbst den anfallenden Atommüll zwischenlagern. Das fordert die niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn (SPD).

Durch die dezentrale Zwischenlagerung würden nicht nur Castor- Transporte nach Gorleben teilweise überflüssig. Nebenbei könnte die Energiewirtschaft durch ein Entsorgungskonzept, das auf mehreren Zwischenlagern sowie nur einem Endlager basiert, 5,6 Milliarden Mark sparen, wenn zudem auf die Wiederaufarbeitung von Atommüll völlig verzichtet werde. Der Beirat für Kernenergie im niedersächsischen Umweltministerium hatte das Institut Intac (früher „Gruppe Ökologie“) in Hannover mit einer Untersuchung verschiedener Zwischen- und Endlagerkonzepte beauftragt.

Dezentrale Zwischenlager in den Atomkraftwerken sind nach Einschätzung der niedersächsischen Umweltministerin bis 2030 nötig. Dann soll es ein Endlager in der Bundesrepublik geben, das bis zum Jahr 2080 betrieben wird. Der Standort für dieses Endlager könne jedoch, so Griefahns Sprecherin Eva-Maria Rexing, weder der Schacht Konrad noch Gorleben sein. Die weiteren Erkundungen im Bereich des Schachts Konrad sollten umgehend eingestellt werden. Da mittlerweile klar sei, daß auch Gorleben als Endlager geologisch ungeeignet sei, müsse nach einem neuen möglichen Standort gesucht werden.

Diese Einschätzung teilt Michaele Hustedt, energiepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Grüne. Ebenso stimmt sie der Forderung nach dezentraler Zwischenlagerung des Atommülls zu. „Das ist genau das, was die Grünen seit Jahren wollen.“ Angesichts dieser Annäherung in puncto Zwischen- und Endlagerung sei es aber um so interessanter, wie sich die SPD zur Frage des Ausstiegs aus der Atomenergie verhalte, so Hustedt. Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder zumindest sei mittlerweile deutlich von der SPD- Linie des Ausstiegs abgerückt und spreche öffentlich von „35jährigen Restlaufzeiten“ der Atomkraftwerke, genauso wie Regierungskoalition und Atomlobby. Seine Umweltministerin Griefahn dagegen bekannte sich am Montag zum Ausstieg aus der Atomenergie.

Michaele Hustedt stellte derweil klar, daß die rot-grünen Koalitionen auf Länderebene gefährdet wären, wenn die SPD sich bei den Energiekonsensgesprächen auf einen Atomkompromiß einließe, der nicht mit einem Ausstiegskonzept verbunden ist. „Einen Atomkonsens kann es nur geben, wenn die Gegner der Atomkraft mit am Tisch sitzen“, so Hustedt. Zwar könne man über die Dauer der Restlaufzeiten verhandeln, nicht aber über die generelle Festlegung auf den Ausstieg.