Verkehr als Bedrohung

■ Ältere begrenzen ihren Aktionsradius

Jakob C. ist 81 Jahre alt und gewohnt, alles mit dem Fahrrad zu erledigen. Er fährt gern: „Es ist ja auch gesund! In die Stadt, auf den Markt, auf den Friedhof – mache ich alles mit dem Fahrrad.“ Nur das Rad in den Keller zu transportieren findet er schwierig, und Hauptstraßen meidet er.

Luise D. (71) dagegen ist in ihrer Bewegungsfähigkeit durch Asthma und eine schwere Arthrose stark eingeschränkt. Sie schafft es gerade noch, ab und zu zum Bäcker zu gehen. Zum Arzt muß sie mit der Straßenbahn fahren. So verläßt sie ihre Wohnung kaum noch, sitzt viel am Fenster, um noch ein bißchen mitzuerleben, was draußen vor sich geht. Vier von zehn Älteren fühlen sich in ihrer Wohnumgebung ziemlich oder sogar sehr unsicher. Bei Frauen ist die Unsicherheit noch um einiges größer als bei Männern. Zugleich leiden fast alle Älteren – unabhängig davon, ob sie als Fußgänger oder Radfahrer, als Auto- oder ÖPNV-Nutzer unterwegs sind – unter dem dichter und aggressiver werdenden Straßenverkehr. Hier wird der Widerspruch deutlich, daß das Auto für Ältere zwar vieles erleichtert, aber andererseits der dichte Autoverkehr selbst ein Grund für eine wachsende Unsicherheit und Angst vor Unfällen ist. Weert Canzler