Faserhanf unter Zeitdruck

■ Eine Pilotstudie zeigt, wo die Hanfaktivisten ihre wirtschaftlichen Chancen sehen

Die neue Hanfwirtschaft muß sich rasch auf dem Markt etablieren, um zu überleben. Das erbrachte eine Umfrage aus den Bereichen Hanfanbau, Forschung, Verarbeitung, Produktion und Vermarktung. 56 Personen beteiligten sich im November 1996 an einer schriftlichen Befragung zum Thema „Ist Hanf eine Wunderpflanze?“ Die Mehrheit sieht vor allem in der technischen Anwendung sowie in der Erforschung als Arzneimittel die größten Zukunftschancen für den nachwachsenden Rohstoff Hanf.

Die meisten Befragten sehen in der Nutzpflanze Hanf zwar keine Wunderpflanze, jedoch einen herausragenden, nachwachsenden Biorohstoff mit hoher Produktvielfalt. Die ökologische Sonderrolle der Pflanze als unerschöpflicher Rohstoff, der weltweit zum Klimaschutz beizutragen in der Lage wäre, wird bejaht.

Das größte Marktvolumen wird nicht in der traditionellen Textilfaser für Naturstoffe und Bekleidung gesehen (52 Prozent), sondern in den technischen Anwendungen wie Baumaterialien und Dämmstoffen (84 Prozent), in technischen Textilien oder in Formpreßteilen und Bremsbelägen (75 Prozent). Gleich danach folgt die medizinische Anwendung beziehungsweise die pharmakologische Erforschung von Cannabis als Arzneimittel, unter anderem bei Krebs, Aids und gegen Asthma, als Schmerzmittel und bei Glaukom, mit 70 Prozent des Interesses. Erst dann kommen Papier und Pappe, Lebensmittel aus Hanfsamen, Pflegemittel und Kosmetika sowie technische Ölprodukte wie Farben und Reinigungsmittel mit prozentual darunter liegenden Angaben.

Der weiteren Fragestellung, ob sich der Faserhanfanbau gegen den Drogenhanf abgrenzen müsse, wurde mehrheitlich nicht zugestimmt. 41 Prozent der Befragten sind zwar der Meinung, das Drogenimage schade dem Aufbau einer Hanfwirtschaft. Doch zugleich sind 57 Prozent davon überzeugt, daß das Reizthema Drogen den Faserhanf-Anbau erst bekannt gemacht habe. Und fast ein Drittel sieht im Drogenimage sogar eine gewisse Werbewirksamkeit für Anbau und Vermarktung. Helmut Haensch

Die dargestellte Pilotstudie ist Teil einer Abschlußarbeit im Studiengang Journalistenweiterbildung des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der FU Berlin. Der Autor ist Verfasser dieser Studie und freier Journalist.