: Kashoggi betrügt Bank
■ Konto des Waffenhändlers eingefroren
Bangkok (taz) – Adnan Khashoggi hat wieder Ärger: Die thailändischen Behörden froren gestern Aktien des skandalumwitterten saudiarabischen Waffenhändlers im Wert von 5,5 Millionen Dollar ein. Bereits am vergangenen Wochenende hatten sie einen internationalen Haftbefehl gegen ihn erlassen. Die Polizei in Bangkok wirft Khashoggi vor, an einem Riesenbetrug beteiligt zu sein, der im vergangenen Jahr die thailändische „Bangkok Bank of Commerce“ (BBC) an den Rand des Zusammenbruchs brachte. Er habe mit Hilfe von gefälschten Dokumenten 1995 Kredite in Höhe von 77 Millionen Dollar von der Bank erhalten.
Verhaftet werden sollen auch der Bankchef und drei weitere Mitarbeiter. In die BBC-Affäre sind auch zahlreiche Politiker verstrickt, die sich billige – und ungesicherte – Kredite in Milliardenhöhe zuschanzen ließen. Die staatlichen Aufsichtsbehörden drückten ein Auge zu. 1996 deckte die Opposition auf, daß die Bank Schulden in Höhe von über 3 Milliarden Dollar angehäuft hatte. Der Skandal ging bei der Justiz weiter: Weil sie sich nicht um die vorgeschriebenen Fristen gekümmert hatten, mußten die Behörden jüngst Klagen gegen drei der Hauptbeschuldigten fallenlassen.
Der 61jährige Khashoggi ist die international bekannteste und schillerndste Figur in der Affäre: In den siebziger Jahren machte er ein legendäres Vermögen mit der Vermittlung von Waffengeschäften zwischen US-Firmen und der saudischen Regierung und galt zugleich als Emissär für diskrete Verhandlungen mit Israel. Khashoggi war zur Stelle, als die USA unter Reagan Waffen an den Iran liefern und damit die Freilassung der amerikanischen Geiseln erreichen wollten; das Unternehmen scheiterte kläglich. Zu seinen Geschäftspartnern sollen auch der Sultan von Brunei, die philippinische Diktatorenwitwe Imelda Marcos und der indische Guru Chandraswami gehört haben. Jutta Lietsch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen