Sternenfahrt
: Walk of fame – Touristen in L.A.

■ Versierte Reisende wissen, was „La-La-Land“ bieten kann

Selbstbewußt steuern sie ihre Miet-Hondas über den Freeway. Traffic jam und brennende Sonne stören nur die Einheimischen, nicht aber Urlauber aus Deutschland. Lässig wählen sie zwischen den Abfahrten La Cienega, La Brea und Western Avenue.

Nicht south, natürlich north: immer den Hügeln entgegen, die da im Dunst aufsteigen, immer den Sternen entgegen, die auf dem Gehsteig des Hollywood Boulevards eingemeißelt sind.

Walk of Fame – was deutsche Touristen in Los Angeles erleben wollen, ist ein Gang zum eigenen Ruhm. Das geht über das Abfahren der Schauspieler-Häuser hinaus, denn man weiß, die „Star-Maps“, von Jungen am Straßenrand angeboten, führen nur zu hohen Mauern, aus denen sich höchstens mal eine Limousine mit extra dunklen Fenstern schält. Nein, es muß schon authentische Luft sein, die der L.A.-Fan schnuppern will.

Da gehört ein Besuch von „Viper room“, vor dem River Phoenix an einem Drogencocktail krepierte, ebenso dazu wie ein vorsichtiges Herantasten an South Central, der Gegend, in der die Riots ausbrachen.

Die gemäßigte Version beinhaltet die Suche nach dem Hotel in Beverly Hills, das in „Pretty Woman“ vorkam, einen Apfelkuchen bei „Schatzi's“, dem Café von Arnold Schwarzenegger, sowie eine noch etwas wackelige Fahrt mit den neu erstandenen Rollerblades auf dem geschwungenen Asphaltweg in Venice Beach.

Vorbei die Zeiten, da die „Universal Studio Tour“ mit Geisterbahn und Westernstunts einen ganzen Erlebnistag schuf – daran werden die neuen Dinos auch nichts ändern. Ebenso hat sich der Blick vom Observatorium des Griffith Park abgenutzt. Der Insider kennt den Eingang zum Runyan Canyon Park, klettert zu Fuß ein Stück des Hügels hoch und erlebt das quadratische Häusermeer so nah, wie kein Zoom es heranholen könnte.

Auch beim Shopping wissen versierte Reisende, was „La- La-Land“ bieten kann. Die Levi's 501 holt er sich nicht auf der teuren Melrose Avenue, sondern im Kaufhaus eines Shopping-Centers. Soll es „trendy second hand“ sein, wühlt er sich durch die Grabbeltische der Main Street in Venice. Nur die obligatorische Baseballkappe wird im Touri-Laden am Meer erstanden. Dort ist sie schließlich am billigsten und hat auch das begehrte eingenähte Etikett „licensed“.

Hat man sein Einkaufs- und Anschauungsprogramm erledigt, können einem plötzlich Fehler unterlaufen. Da betrachtet man noch hingebungsvoll den vom Sonnenuntergang orange gefärbten Himmel am Beach und findet sich plötzlich allein. Die Läden sind verrammelt, die Cafés haben ihre Stühle angekettet, kein Licht kommt aus den Häusern mit Meerblick. „For rent“ steht überall, weil hier keiner wohnen will.

Venice Beach bei Nacht – das sind Betrunkene, Verrückte, Drogendealer. Und dunkle blitzende Augen verfolgen geifernd den Gang zum Auto. Auto? Der Parkwächter ist längst weg. Nadine Barth